Hermann Einstein

Geboren:
01.08.1880, Kriegshaber
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Auschwitz

Wohnorte

Augsburg, Ulmer Straße 151
Augsburg, Ulmer Straße 139
Augsburg, Ulmer Straße 121
Augsburg, Ulmer Straße 228

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 8. oder 9. März 1943
von Augsburg
über München-Berg am Laim
nach Auschwitz

Erinnerungszeichen

Am 29. Juni 2017 wurde ein Erinnerungsband für Hermann und Mina Einstein in der Ulmer Straße 139 angebracht.

Biografie

Hermann Einstein wurde am 1. August 1880 in Kriegshaber geboren. 1911 heiratete er Mina Schlossberger aus Unterdeufstetten bei Crailsheim im heutigen Baden-Württemberg. Er betrieb zusammen mit fünf seiner Brüder die Viehhandlung „Gebrüder Einstein“. Das Familienunternehmen zählte bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme zu den führenden Viehhandelsfirmen in Schwaben. Hermann Einstein war für die Firmenfiliale in Schongau zuständig.

Hermann und Mina Einstein lebten seit der Hochzeit in einer Wohnung in der Ulmer Straße 151. Am 30. Januar 1916 kam ihre Tochter Brunhilde zur Welt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten konnten die Einstein-Brüder ihre Viehhandlung trotz Boykottaufforderungen zunächst weiterführen, mussten aber immer größere Umsatzeinbußen hinnehmen. Trotz der staatlichen Diskriminierung fühlten sich die Brüder anfangs nicht ernsthaft gefährdet und planten daher keine Emigration.

Im Juli 1937 zogen Mina und Hermann Einstein in die Ulmer Straße 139. Das Haus von Hermanns Bruder Ludwig Einstein, der im Jahr zuvor verstorben war, war bis zu dessen Liquidation Ende 1938 auch der Sitz des Familienbetriebs. Nach Ludwig Einsteins Tod ging das Haus in den Besitz seines Sohnes Max über, der seit 1926 in Südafrika lebte und Bürger der südafrikanischen Union geworden war.

Die Ereignisse im November 1938 machte den Einstein-Brüdern ihre Lage bewusst. Sie beschlossen, Deutschland gemeinsam zu verlassen, da sie sich eine getrennte Emigration nicht vorstellen konnten. Trotz intensiver Bemühungen fanden sie aber kein Land, das alle zusammen aufnahm. Mina und Hermann Einsteins Tochter Brunhilde gelang es 1939, nach Großbritannien zu entkommen. Für ihre Eltern und Verwandten in Kriegshaber verschlechterte sich die Lage danach immer mehr. Seit Anfang 1940 war Hermann Einstein wie seine Brüder in Augsburger Firmen als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Im Januar 1942 zogen Mina und Hermann Einstein in die Ulmer Straße 121, in das Haus von Hermanns Bruder Samuel, der drei Jahre zuvor verstorben war. Dieser Umzug geschah möglicherweise unter Zwang, da das Haus in der Ulmer Straße 139, wo sie bis dahin lebten, Ende 1941 dem Deutschen Reich überschrieben wurde. Besitz ausländischer Juden konnte jedoch nur in Ausnahmefällen mit Genehmigung des Reichswirtschaftsministers enteignet werden. Deshalb musste die Umschreibung später wieder zurückgenommen werden.

In der Ulmer Straße 121 lebten Mina und Hermann Einstein mit Samuels Witwe Camilla, bis sie im April 1942 nach Piaski deportiert wurde. Knapp vier Monate später wurde Minas und Idas Mutter Ernestine Schlossberger nach Theresienstadt gebracht.

Im September 1942 wurden Mina und Heinrich Einstein gezwungen, in ein so genanntes Judenhaus zu ziehen. Sie lebten seitdem in der Wohnung im Erdgeschoss der Synagoge in Kriegshaber, die zu einer Zwangsunterkunft für Juden geworden war zusammen mit Hermanns Bruder Moriz Einstein und seiner Ehefrau Lydia, die dort bereits vorher zwangseinquartiert worden waren. Die beiden Ehepaare wurden am 8. oder 9. März 1943 zusammen mit Isak und Ida Einstein nach München gebracht. Nach fünf Tagen im Lager Berg am Laim wurden sie alle nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Minas und Idas Mutter, Ernestine Schlossberger, starb am 1. November 1943 in Theresienstadt.

Angehörige
Quellen- und Literaturverzeichnis
Internet:
Literatur:

Monika Müller, „Es ist ein hartes Los, das uns getroffen hat.“ Der Weg der Familie Einstein aus Augsburg-Kriegshaber (Lebenslinien. Deutsch-jüdische Familiengeschichten Bd. 5), Augsburg 2012.

Josua Neumann, Mina Einstein. Ungedruckte Seminararbeit, Universität Augsburg, Wintersemester 2013/2014.

Maximilian Strnad, Zwischenstation "Judensiedlung". Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941 – 1945 (Studien zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern, Bd. 4), München 2011.