Ida Keller, geb. Hausmann

Geboren:
05.03.1882, Augsburg
Gestorben:
Todestag und Todesort nicht bekannt

Wohnorte

Augsburg, Wintergasse 11
Augsburg, Maximilianstraße 81
Augsburg, Kaiserstraße 55 (heute: Konrad-Adenauer-Allee 55)

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 2. April 1942
von Augsburg
über München-Milbertshofen
nach Piaski

Biografie

Ida Keller, geb. Hausmann, kam am 5. März 1882 in Augsburg als jüngstes Kind des jüdischen Kaufmannes Gabriel Hausmann und seiner Frau Elka, geb. Weinbach, zur Welt und wurde Anfang April 1942 nach Polen deportiert.1

Die Wurzeln ihrer Familie lassen sich mütterlicherseits bis zu ihren Ururgroßeltern Moses Wolf und Sara Berliner, geborene Fraenkel, zurückverfolgen, die aus der Kreisstadt Roth in Franken stammen.2 Einer der Söhne, der 1784 geborene Benjamin Berliner, Idas Urgroßvater, war im schwäbischen Harburg als Lehrer an der jüdischen Schule angestellt. Für ihn machte das damalige Generalkommissariat des Oberdonaukreises 1811 eine Ausnahme der „allerhöchsten Verordnung[, nach der] vor Abgang einer Judenfamilie eine neue nicht aufgenommen werden solle“3 . Für Benjamin Berliner galt außerdem das Judenedikt von 1813, laut dem jüdischen Lehrern ein Mindestgehalt von 300 Gulden zugesichert wurde.4 Ein weiterer Urgroßvater, Isac David Weinbach, war Mitte des 19. Jahrhunderts als Wollhändler ebenfalls in Harburg gemeldet, Idas Vorfahren stammen also zu einem Großteil aus dieser Stadt im Ries.5

Auch ihre Eltern wurden beide in Harburg geboren und hatten dort ein Haus, das sie vor Idas Geburt verkauften. Neben dem Bruder Heinrich, geboren am 17. Juni 1871, wurden noch fünf weiter Geschwister geboren, die allerdings alle das Kleinkindalter nicht überlebten. Nach dem Umzug nach Augsburg lebte die Familie in der Wintergasse 11.6

Am 26. April 1903 heiratete Ida Hausmann in Stuttgart den aus Mannheim stammenden Ludwig Keller, der ebenfalls Jude war und 1913 das Aufenthaltsrecht für Augsburg erlangte. Seine Eltern waren Benedikt und Julie Keller, geborene Altschul. Ludwig hatte sechs Geschwister. Während des ersten Weltkriegs war er Soldat, später arbeitete er als Kaufmann.7

Am 19. Februar 1904 zogen Ida und Ludwig Keller in die Wintergasse 11 zu Idas Eltern, ab April wohnten sie in ihrer eigenen Wohnung in der Maxstraße 81. Am 1. Mai 1909 erfolgte ein weiterer Umzug in die Kaiserstraße 55, wo sie bis zu ihrer Deportation lebten. Zwischen 1920 und 1927 zogen sie innerhalb dieses Hauses vom Erdgeschoss in den dritten Stock.8 1904 kam ihr Sohn Walter zur Welt, Ende Oktober 1921 dessen Schwester Elisabeth. Walter wanderte 1938 mit seiner ersten Frau Caroline, geb. Oppenheimer, in die USA aus und heiratete später ein zweites Mal. Elisabeth heiratete den in Coburg geborenen Karl Kohn.9

Idas Bruder Heinrich gründete zur Jahrhundertwende zusammen mit seinem Schwager die Firma „Hausmann & Cie“, die sie zuerst in der Wintergasse, später am Moritzplatz 6 und schließlich in der Maximilianstraße 44 führten. Die Firma handelte vor allem mit „Fette[n], Öle[n], Zelte[n], Decken sowie Säcke[n]“.10

Im April 1942 wurden Ida und Ludwig Keller zusammen mit ihrer Tochter Elisabeth und deren Mann sowie über 950 weitere Menschen von München in das von den Deutschen eingerichtete Transitghetto Piaski in Polen deportiert.11 Ida Keller wurde am 24. Juni 1960 vom Amtsgericht Augsburg für tot erklärt, Ludwig Keller am 29. September 1960. Der Todestag wurde für beide auf den 31. Dezember 1945 festgelegt.12

Die Biografie wurde von Johanna Baier und Neele Walter im Rahmen des Arbeitskreises „Biografierecherche“ des Maria-Theresia-Gymnasiums Augsburg im Schuljahr 2021/2022 erarbeitet.

Angehörige
Fußnoten
  1. https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/ludwig-keller/ (aufgerufen am 25.04.2022).
  2. http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20111/CEM-HAR-GRAVELIST.pdf (aufgerufen am 30.05.2022).
  3. Max Direktor, Benjamin Berliner (1784-1838), Lehrer in Harburg, in: Manfred Treml (Hg.) Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe, München. 91-94.
  4. https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/J%C3%BCdisches_Schulwesen_in_Bayern_(1804-1918)#Schulpolitische_Bestimmungen_des_Judenedikts_von_1813 (aufgerufen am 25.04.2022).
  5. https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10387467?cq="Isaak+Weinbach"&p=1&lang=de (aufgerufen am 30.05.2022).
  6. https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/heinrich-hausmann/ (aufgerufen am 24.04.2022).
  7. https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/ludwig-keller/ (aufgerufen am 25.04.2022).
  8. Adreßbuch der Stadt Augsburg 1912, Augsburg 1912; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1920, Augsburg 1920; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1927, Augsburg 1927; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1932, Augsburg 1932; Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1938, Augsburg 1938.
  9. https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/ludwig-keller/ (aufgerufen am 25.04.2022).
  10. https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/heinrich-hausmann/ (aufgerufen am 24.04.2022).
  11. https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/11194919?s=Ida%20Keller&t=229608&p=1 (aufgerufen am 03.06.2022).
  12. StadtAA, MB Ludwig Keller; AG, Aktenzeichen, VR II 67/ 60.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Veröffentlichte Quellen:

Adreßbuch der Stadt Augsburg 1912, Augsburg 1912.

Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1920, Augsburg 1920.

Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1927, Augsburg 1927.

Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1932, Augsburg 1932.

Einwohnerbuch der Stadt Augsburg 1938, Augsburg 1938.

Internet:
Literatur:

Max Direktor, Benjamin Berliner (1784-1838), Lehrer in Harburg, in: Manfred Treml (Hg.) Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Lebensläufe, München. 91-94.