Das Gedenkbuch der ErinnerungsWerkstatt Augsburg

Diese Seiten sind der Erinnerung gewidmet. Sie enthalten Namen und Lebensläufe von Menschen, die einmal in Augsburg gewohnt haben. So verschieden diese Menschen waren, sie haben eines gemeinsam: Ihre Lebensläufe brechen abrupt ab. Sie wurden ermordet. Einziger Grund dafür war, dass sie nicht in die nationalsozialistische Sicht der Welt passten. Sie wurden zu Opfern jenes Rassen- und Reinheitswahns, der unendlich viel Leid in die Welt gebracht hat. Er war auch in Augsburg wirksam.

Nicht auf Opferrolle festlegen
Die Lebensläufe dieser ehemaligen Mitbürger sind ungenügend beschrieben, wenn wir sie nur als Opfer sehen. Es waren Menschen, die in Augsburg lebten; Nachbarn, die hier Freunde hatten, denen man auf der Straße begegnete, beim Einkaufen, im Theater, im Sportverein. Die nationalsozialistische Ideologie machte sie zu Fremden, versuchte, ihnen das Menschsein zu rauben. Sie wurden ausgesondert, verfolgt, erniedrigt, gequält, verhaftet, deportiert, schließlich ermordet. Manche der auf diesen Seiten Erinnerten konnten sich diesem Schicksal gerade noch durch Flucht entziehen, andere haben Angehörige verloren.
Ihrer gedenken wir hier, ihre Lebensläufe bewahren wir auf und machen sie auf diesen Seiten öffentlich. Kein Mensch darf vergessen werden.

Ergänzung zu Erinnerungszeichen
Wir verstehen das Gedenkbuch als eine notwenige Ergänzung zu den Erinnerungszeichen, die ab 2017 in unserer Stadt entstehen. Sind die auf den Gedenk-Bändern und Stolpersteinen enthaltenen Informationen notwendigerweise auf ein Minimum reduziert, so vermitteln ihre hier aufbewahrten Lebensläufe ein deutlich plastischeres Bild der Menschen, derer wir in beiden Formen gedenken. Der Menüpunkt „Orte“ oben links vermittelt zwischen den am letzten freiwilligen Wohnort aufgestellten Erinnerungszeichen und den hier aufbewahrten Biographien.

Bürgerschaftlich organisierte Initiative
Das Gedenkbuch für die Augsburger Opfer des Nationalsozialismus entsteht durch bürgerschaftliches Engagement und wird von der Stadtverwaltung gefördert. Die Biographien auf diesen Seiten haben Augsburgerinnen und Augsburger verfasst. Sie stammen von Schülerinnen und Schülern, von Studentinnen und Studenten, von Engagierten jeden Alters. Auf Anregung und mit Unterstützung der ErinnerungsWerkstatt Augsburg und anderer Augsburger Initiativen recherchieren sie in den unterschiedlichen Archiven, sprechen mit Angehörigen und bewahren so die konkrete Erinnerung an Menschen, die die Nationalsozialisten für immer auslöschen wollten.

Noch am Anfang
Noch steht das Gedenkbuch am Anfang. Nur ein Bruchteil der Lebensläufe ist erforscht und veröffentlicht. Deshalb rufen wir alle Augsburgerinnen und Augsburger zur Mitarbeit und zur Unterstützung auf. Helfen Sie mit, die Namen und Lebensläufe der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zu bewahren.
Die ErinnerungsWerkstatt Augsburg bietet dazu ihrerseits Hilfe an. Unter anderem laden wir immer wieder zu Exkursionen, Workshops und Vortragsveranstaltungen ein, die über die nationalsozialistische Vergangenheit unserer Stadt informieren und in die Recherche von Lebensläufen und ihre Publikation im Online-Gedenkbuch einführen.

Abwehrkräfte stärken
So wollen wir zu einer möglichst breiten Beschäftigung mit der Geschichte Augsburgs im Nationalsozialismus anregen. Die gemeinsame Erinnerung an die Gräueltaten der Augsburger Nationalsozialisten hilft auch, die Abwehrkräfte gegen jede Ideologie zu stärken, die erneut Menschen zu Fremden macht und sie ihres Menschseins zu berauben versucht.

Nikolaus Hueck für den Sprecherrat der ErinnerungsWerkstatt Augsburg