Rosa Büchler

Date of Birth:
06.06.1896, Augsburg
Deceased:
05.06.1941, Hartheim bei Linz

Residencies

Augsburg, Jakobsplatz 15
Augsburg, Zobelstraße
Augsburg, Kurhausstraße
Augsburg, Gollwitzerstraße
Augsburg, Schillerstraße
Augsburg, Gartenstraße 69/II
Augsburg, Viertes Quergäßchen Nr. 7

Last voluntary residence

Places of persecution

Heil-und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee

Tötungsanstalt Hartheim bei Linz
"Aktion T4"

Memorial sign

Am 14. Juli 2018 wurde ein Stolperstein für Rosa Büchler
im Vierten Quergäßchen Nr. 7 verlegt.

Biography

Rosa Genovefa Büchler, geb. am 6. Juni 1896 in Augsburg, ermordet durch die Nationalsozialisten am 5. Juni 1941 in der Tötungsanstalt Hartheim im Rahmen der Aktion T-4

Rosa Büchler ist die Tochter des Augsburger approbierten Baders Josef Victor Werner und seiner zweiten Ehefrau Maria Genovefa, geb. Glogger aus Krumbach.1 Rosas Vater verstirbt fünf Tage vor Vollendung seines 30. Lebensjahres.2  Genovefa muss Josef Victors Kind aus erster Ehe, Sofie, geb. am 21. Februar 18913 und Rosa, geb.am 6. Juni 1896 alleine aufziehen und ernähren.

Im Oktober 1899 heiratet Genovefa Werner in Augsburg den aus dem Sudetenland stammenden Fabrikweber Franz Xaver Schicht4 (geb. 23.7.1874). Mit ihm hat Genovefa 9 weitere Kinder, von denen 3 im Kindesalter versterben.5

Wegen der zunehmenden Kinderschar ziehen die Schichts von der Zobelstraße in die Kurhausstraße, dann in die Gollwitzerstraße, von dort in die Schillerstraße, schließlich in die Gartenstraße 69/II in Augsburg.6 In der Großfamilie muss Rosa sehr früh Verantwortung für ihre Halbgeschwister Franz (geb. 1899), Josef (geb. 1903), Wenzl (geb. 1904), Anna Maria (geb. 1907), Beata (geb. 1908), Wenzeslaus (geb. 1911) und Rosina Emma (geb. 1913) übernehmen. An ein einigermaßen gesichertes Dasein ist da nicht zu denken. Im Familienbogen vermerkt Franz Schicht handschriftlich: „Die Familie ist gänzlich unvermögend“.7

Es ist nur allzu verständlich, dass Rosa baldmöglichst eine eigene Familie gründen möchte. Kurz vor Kriegsende heiratet Rosa am 11. Oktober 1918 den damaligen Wagnergehilfen Franz Xaver Büchler (geb. 5.11.1893, verst. 5.1.1967), den Sohn eines Wagnermeisters aus Holzkirchen.8 Die Familie wohnt im Vierten Quergäßchen Nr. 7 in Augsburg.9

Rosa und Franz Xaver Büchler, 1918.

Am 28. März 1920 wird ihr erster Sohn Franz Xaver geboren. Rosa ist eine zierliche Frau, sie ist nur 1,47 Meter groß, wiegt nur 43 kg und hat schwarze Haare.10

1921 ist Rosa, ehemals ein fröhlicher und humoriger Teenager und ordentliche Schülerin, zum ersten Mal wegen psychischer Probleme in ärztlicher Behandlung. Irgendetwas läuft schief im Hause der Büchlers. Sie ist sensibel, nervös und weint häufig. Wir können nur vermuten, dass sie sich durch Ehe, die Belastungen des Haushaltes und die Erziehung ihres ersten Kindes Franz Xaver überfordert fühlt. Ihr Ehemann ist jedenfalls sehr dominant. Der Arzt schickt Rosa aufs Land. Von dort kehrt sie bestens erholt zurück.11

Die neuerliche Schwangerschaft übersteht sie ohne Komplikationen. Am 16. Juni 1923 kommt ihr zweiter Sohn Erich zur Welt, der aber nach 4 Wochen am 13. Juli verstirbt. Die Todesursache des Kindes kennen wir nicht.

Eine Welt bricht für Rosa zusammen. Sie leidet zunehmend unter melancholischen Depressionen und hält sich für den Tod des Kindes verantwortlich. Ab 23. August verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch. Nach den Aufzeichnungen der Krankenakte hört sie Stimmen, kniet nieder, bittet wiederholt um Verzeihung, starrt zur Decke, erkennt ihre Schwestern nicht mehr. Dr. Euringer, ihr Hausarzt konstatiert eine depressive Form von Schizophrenie und weist sie am 27. August ins Krankenhaus ein. Bei der Anamnese wird festgestellt, dass sie menschenscheu, reizbar und auf ihren Ehemann fixiert sei. Rosa äußere Versündigungsideen, mache sich Vorwürfe, sie sei zu wenig in die Kirche gegangen, habe nicht gebeichtet, sei unfolgsam zu den Eltern gewesen.12

Das Krankenhaus bestätigt die Diagnose von Dr. Euringer und weist sie am 31. August 1923 in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren ein. Ihr 3-jähriger Sohn Franz Xaver wird der Obhut von Rosas Mutter, seiner Großmutter Genoveva Schicht anvertraut.13

Die Ärzte in Kaufbeuren sprechen von einer Dementia praecox14 , die veraltete Bezeichnung für Schizophrenie. Die in den Berichten mitgeteilten Symptome lassen laut Aussagen heutiger Psychologen eher an eine sogenannte “Psychotische Depression“ denken, zumal eine Zunahme der Symptome im Wochenbett beschrieben wird.15 Bereits in den 30er Jahren wäre eine gezielte Behandlung der melancholischen Depression aussichtsreich gewesen. Heute sind die Behandlungschancen um ein Vielfaches besser.16

Am 5. Februar 1927 wird Rosa Büchler nach Irsee verlegt, die Gründe hierfür kennen wir nicht. Es gibt keine Veränderung ihres Gesundheitszustandes.

Um die Scheidung einreichen zu können, bittet ihr Ehemann Franz Xaver Büchler die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren am 12. Juli 1927, also fast genau vor 91 Jahren um eine Bescheinigung, dass seine Frau unheilbar geisteskrank sei. Eine solche wird ihm erteilt und die Ehe wird am 13. April 1928 rechtskräftig geschieden.17 Das Landgericht Augsburg protokolliert den Ehemann als alleinschuldig an der Ehescheidung, er ist unterhaltspflichtig und muss sich an den Kosten der Unterbringung beteiligen.18 Ein Verschulden des Ehemanns an der Erkrankung seiner Ehefrau schließen aber sowohl die Ärzte in Kaufbeuren als auch das Amtsgericht in Augsburg aus.19

Die Einzelheiten der Krankheitsgeschichte von Rosa Büchler in Irsee sind uns mittlerweile zugänglich.20 Sie bleibt dort 14 Jahre lang. Rosa arbeitet im Garten, der Küche und auf der Station überaus fleißig mit und ist bei den Krankenpflegern sehr beliebt. Der vorletzte Eintrag im Krankenbogen vom 17. April 1941 lautet: „Fleißige und saubere Arbeiterin auf der Station, ersetzt eine Arbeitsperson auf der Abteilung. Sieht und hört bisweilen ihren Mann, der es mit der Schwester Gerda habe, das höre sie alles ganz genau. Öfters recht erregt und streitsüchtig. Sie erklärt stereotyp, sie gehe morgen heim und verrichte heute noch die Arbeit. Halluzinativ.21

Die Standlisten (Zu- und Abgängsbücher) der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren verzeichnen am 5. Juni 1941 hinter dem Namen Rosa Genoveva Büchler die Bemerkung „verlegt“, wie bei weiteren 70 Frauen.22

Diese 71 Frauen werden am 5. Juni 1941 im Rahmen der Aktion T-4 nach Hartheim bei Alkoven in Oberösterreich verlegt und dort aller Wahrscheinlichkeit nach noch am gleichen Tag ermordet. Tags zuvor waren bereits 71 Männer von Kaufbeuren und Irsee nach Hartheim deportiert worden.23

Es ist ebenso denkbar, dass der Frauentransport wegen des Tags zuvor stattfindenden Männertransports von Kaufbeuren und Irsee nach Hartheim über die Zwischenanstalt Niedernhart in Linz geführt wurde. Hartheim und Niedernhart standen unter der Leitung von Dr. Rudolf Lonauer.24 Dieser hatte eigene Abteilungen in Niedernhart, auf denen er PatientInnen kurzzeitig an der offiziellen Aufnahme vorbei aufnehmen konnte. Aus Beschuldigtenvernehmungen wissen wir, dass solche Aufenthalte in Linz im Schnitt ca. drei bis fünf Tage dauerten, bis die „Ressourcen“ in der Tötungsanstalt wieder frei waren. Sobald der Transport Hartheim erreichte, wurden die Patienten unmittelbar ermordet.25

Die „Aktion T4“ ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland unter der Leitung der Zentraldienststelle Berlin, Tiergartenstraße 4.

Infolge der öffentlichen Proteste katholischer Bischöfe und protestantischer Geistlicher, aber auch dank der Information einer breiten Öffentlichkeit mittels der deutschsprachigen Welle des BBC im Sommer 1941 und Flugzettel der Alliierten trugen dazu bei , dass Hitler am 21. August 1941 seinem Begleitarzt Brandt und Reichsleiter Bouhler die mündliche Weisung erteilte, die Aktion T4 zu beenden und die „Erwachseneneuthanasie“ in den sechs Tötungsanstalten (Grafeneck, Hartheim, Hadamar, Brandenburg, Bernburg, Sonnenstein) einzustellen.26

Die Krankenmorde in den Heil- und Pflegeanstalten wurden allerdings mit unerbittlicher Konsequenz dezentral durch Nahrungsentzug bzw. Verabreichung von Morphium-Skopolamin- und Luminal fortgeführt.27

Wir gehen davon aus, dass Rosa Büchler einen Tag vor ihrem 45. Geburtstag in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet wurde.28

Auf dem gesamten Gebiet des deutschen Reiches wurden 70.273 Menschen auf diese Weise umgebracht.29 Für die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee konnten anhand der Standlisten (Zu- und Abgangsbücher) insgesamt 688 Patienten identifiziert werden30 , die in den T4-Mordzentren umkamen.31

Erstellt von Dr. Bernhard Lehmann, Gegen Vergessen – Für Demokratie RAG Augsburg-Schwaben, 86368 Gersthofen, Haydnstraße 53

Footnotes
  1. Aufenthaltsanzeige Schicht Franz Xaver, StadtAA, S.2: Die Familienangehörigen;

    Taufregister katholische Pfarrkirche Krumbach, Jhrg.1871, Seite 70, Nr.708; Taufzeugnis und Geburtsurkunde in Abschrift des kath. Stadtpfarramtes St. Ulrich und Afra vom 4.11.1938; Abschrift  bei Ronald Büchler, dem Enkel von Rosa Büchler. Die Hochzeit mit Victor Werner fand am 9.September 1895 statt, siehe StadtAA, Meldebögen, Werner, Josef, geb. 27.9.1867
  2. Joseph Victor WERNER, approbierter Bader, geb. am 27.9.1867 in Augsburg, wohnhaft in Augsburg, Litera G 101 (=Jakobsplatz 15) starb am 22. Sep. 1897 in Augsburg im Alter von 29 Jahren, 11 Monaten und 26 Tagen. (Quelle: StadtAA, Standesamt Augsburg, Sterbebücher, Nr. C 1577/1897). Seine zweite Frau Maria Genoveva Glogger wurde am 8.12.1871 in Krumbach geboren. Sie verstarb am 27.10.1957 in Augsburg. Sterbebuch 2261/1957, Standesamt Augsburg.
    1. Ehe des Josef Viktor Werner, geb. 1867, katholisch: am 10. Feb. 1890 in Augsburg mit Katharina Wüst, geb. 17. Juni 1863 in Herkheim, evangelisch; Tod der ersten Ehefrau: am 4. Mai 1895 in Augsburg, Lit. H. 271; 2. Ehe des Josef V. Werner: am 9. September 1895 in Augsburg mit Maria Genovefa geb. Glogger; Kinder: Sophia, geb. 21.2.1891, gest. 1917; Rosa Genovefa, geb. 6. Juni 1896; Josef, geb. und gest. 1897: Quelle: StadtAA, Meldebögen, Werner, Josef, geb. 27.9.1867; Victor wurde in der Hochzeitsurkunde mit C geschrieben, auf dem Meldebogen mit K.
  3. StadtAA, Aufenthaltsanzeige Franz Xaver Schicht.
  4. StadtAA Augsburg, Familienbogen Franz Xaver Schicht, S.2:  3 Kinder sterben sehr früh: Wenzeslaus, geb. 4.12.1900, verstorben 15.7.1901; Joseph, geb. 10.11.1901, verstorben 28.11.1901; Wenzel, geb. 6.11.1904, verstorben 12.1.1906. Nachgeborene Kinder erhielten wiederum diese Namen. Rosas ältere Schwester Sofie Werner kommt aus unbekannten Gründen 1905 ins protestantische Waisenhaus, ebenda.
  5. StadtAA Augsburg, Familienbogen Franz Xaver Schicht.
  6. Ebenda: Bemerkungen über Abstammungs-, Militär, Besitz-, Arbeits- und sonstige Verhältnisse des Familienhauptes.
  7. StadtAA, Familienbogen Büchler Franz Xaver.
  8. BArch R 179/21726 Patientenakte Rosa Büchler. Franz Xaver Büchler zog im Dezember 1924 vom 4. Quergäßchen Nr.7 um in die Lothringenstraße /II, die heutige Bebo-Wager-Straße.
  9. BArch R179/21726 Patientenakte Rosa Büchler.
  10. BArch R 179/21726 Patientenakte Rosa Büchler.
  11. Ebenda.
  12. StadtAA, Familienbogen Büchler Franz Xaver. „Bei der Großmutter mütterlicherseits Genovefa Schicht hier Gartenstraße 69/II. Gleichlautend die Aussage von Ronald Büchler, des Enkels von Rosa Büchler am 5.6.2018.
  13. Schreiben der Heil- und Pflegeanstaltsleitung an das Amtsgericht Augsburg vom 27.10.1929:BArch R 179/21726 Patientenakte Rosa Büchler.
  14. Ebenda. Im Rahmen schwerer Depressionen gibt es zwar auch psychotische Symptome, die bei der Schizophrenie vorkommen können, z.B. Wahnvorstellungen. Dagegen spricht aber die starke Emotionalität der Rosa Büchler, auch ihr anklammerndes Suchen nach Hilfe. Schizophren Kranke verhalten sich und wirken auf die Umgebung meist in gewisser Hinsicht kalt, feindselig, eher autistisch. Die Tatsache, dass es in der Familie „Geisteskranke“ gegeben haben soll, ist ein Hinweis auf die genetische Komponente einer Psychose.
  15. Aussage des Psychologen Dr. Friedhelm Katzenmaier am 3.6.2018 gegenüber dem Verfasser.
  16. Amtsgericht Augsburg Nr. 21726; Franz Xaver Büchler heiratet 1930 die geschiedene Elisabeth Göbel, geb. Riegg, geb. am 1.8.1899 in Binswangen. Seit dem 4.12.1924 ist Franz Xaver Büchler unter ihrer Adresse in der Lothringenstraße 7/II gemeldet. Seine zweite Ehefrau bringt zwei Kinder mit in die Ehe, Rosa Riegg, geb. am 24.1.1920 sowie aus ihrer ersten Ehe Georg Göbel, geb. am 12.9.1921 in Augsburg: StadtAA, Familienbogen Büchler Franz Xaver.
  17. StadtAA, Familienbogen Büchler Franz Xaver, Vormerkungen über Aufenthalts-, Vermögens-, Erwerbs- und sonstige Verhältnisse.
  18. Schreiben des Amtsgericht Augsburg, Vormundschafts- und Nachlassgericht an die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren vom 25.10.1929: BArch R179/21726 Patientenakte Rosa Büchler.
  19. BArch R 179/21726 Patientenakte Rosa Büchler.
  20. BArch R 179/21726, Patientenakte Rosa Büchler.
  21. Hist. Archiv BKh Kaufbeuren: Standbücher ( Zu- und Abgangslisten) Männer 1941, Frauen 1941.
  22. Das Bundesarchiv hat auf seiner Homepage mittlerweile die Namen der Opfer veröffentlicht, deren Akten dort im Bestand R 179 einsehbar sind:https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Downloads/Aus-unserer-Arbeit/liste-patientenakten-euthanasie.pdf?__blob=publicationFile; Hist. Archiv BKh Kaufbeuren: Standbücher zu den Zu- und Abgängen Männer 1941, Frauen 1941; https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/01/euthanasie-ns-regime-kranke-behinderte-massenmord/seite-3.
  23. Die Tötungsanstalt Hartheim stand unter der medizinischen Leitung des Linzer Psychiaters Dr. Rudolf Lonauer. In seinen Kompetenzbereich fielen die Tötung der Opfer, die Bestimmung der Todesursache, die Führung der Krankenakten und die Vertretung der "Landesanstalt Hartheim" nach außen. Rudolf Lonauer war auch ärztlicher Direktor der Gau-Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart in Linz. Diese fungierte als Zwischenstation für Opfer auf dem Weg nach Hartheim. Rudolf Lonauer beging im Mai 1945 Selbstmord. Stellvertretender medizinischer Leiter war Dr. Georg Renno. Ihm gelang es nach 1945 unterzutauchen, 1961 wurde er festgenommen. 1967 kam es zur Anklage, das eingeleitete Verfahren wurde 1970 aufgrund des schlechten attestierten Gesundheitszustandes des Angeklagten eingestellt. Georg Renno starb 1997 in Freiheit. http://www.schloss-hartheim.at/index.php/historischer-ort/toetungsanstalt-hartheim-1940-1944. Verwaltungstechnischer Leiter war Christian Wirth, ein Polizeioffizier aus Württemberg, der bereits in den NS-„Euthanasieanstalten“ Grafeneck und Hadamar gearbeitet hatte. Er war in seiner Funktion als „Büroleiter“ Vorstand des Sonderstandesamtes, welches in Hartheim eingerichtet worden war. Außerdem oblagen ihm die Führung des Urnenbuches und des Urnenversandes, ortspolizeiliche Aufgaben sowie der Schriftverkehr mit den „Abgabeanstalten“. Insgesamt waren ca. 60-70 Personen in der Tötungsanstalt Hartheim beschäftigt. Neben den Pflegern, die auch den meisten Kontakt mit den Opfern hatten und diese zumeist bereits in den Bussen begleiteten, stellten die Angestellten, die im administrativen Bereich für das Ausstellen und den Versand der Beileidsschreiben und Todesurkunden, sowie den Versand der Urnen zuständig waren, den überwiegenden Teil der Belegschaft dar, welche zum Großteil im Schloss wohnte: https://www.ns-euthanasie.de/index.php/hartheim.
  24. Auskunft M.A. Peter Eigelsberger, Dokumentationsstelle Hartheim, Schlossstraße 1 an den Verfasser per e-mail vom 19.6.2018.
  25. Götz Aly (Hg.), Aktion T4 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4; Berlin 1989², S. 89. Siehe auch: http://www.schloss-hartheim.at/index.php/historischer-ort/toetungsanstalt-hartheim-1940-1944/aktion-t4.
  26. Petra Schweizer-Martinschek, Opfer der NS-„Euthanasie“ Aktion T 4, Februar 2014, S. 1, ebenso: http://www.schloss-hartheim.at/index.php/historischer-ort/toetungsanstalt-hartheim-1940-1944/sonderbehandlung-14f13.
  27. Siehe aber oben Anmerkung 26.
  28. Götz Aly, Die „Aktion T4“ und die Stadt Berlin, in: Totgeschwiegen 1933-1945. Die Geschichte der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Berlin 1988, S. 139.
  29. Zahl aus: Martin Schmidt/Robert Kuhlmann/Michael von Cranach, Die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren, in: Michael von Cranach/Hans-Ludwig Siemen (Hg.), Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945; München 1999, S. 265-325.
  30. Im Gegensatz zur „Aktion T4“ (1940/41) wurden im Rahmen der sog. „zweiten Phase“ der „Dezentralen Euthanasie“ (1941-1945) Patienten den Heil- und Pflegeanstalten mittels einer Überdosis von Medikamenten und/oder Nahrungsentzug ermordet: https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/01/euthanasie-ns-regime-kranke-behinderte-massenmord/seite-3; http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/aktion-t4-systematischer-mord-der-nazis-an-behinderten-menschen/.
Sources and literature
Unpublished sources:

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Familienbogen (FB)
– Franz Xaver Büchler

Bundesarchiv Berlin (BA Berlin)
– R 179-21726, Patientenakte von Rosa Büchler

Published sources:

Initiativkreis Stolpersteine für Augsburg und Umgebung
(https://stolpersteine-augsburg.de/)
– Foto: Stolperstein

Internet:
Literature:

Götz Aly, Die „Aktion T4“ und die Stadt Berlin, in: Totgeschwiegen 1933-1945. Die Geschichte der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Berlin 1988, S. 139.

Götz Aly (Hg.), Aktion T4: 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4, 2. Auflage, Berlin 1989.

Götz Aly, Die Belasteten >Euthanasie< 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte, Frankfurt 2014.

Michael Burleigh (Hg.), Tod und Erlösung. Euthanasie in Deutschland 1900–1945, Zürich 2002.

Michael von Cranach/Frank Schneider, In Memoriam: Erinnerung und Verantwortung Ausstellungskatalog. Erweiterte und aktualisierte Fassung des Katalogs von 1999, Kaufbeuren 2011.

Henry Friedlander, Der Weg zum NS-Genozid. Von der Euthanasie zur Endlösung, Berlin 2002.

Franz Josef Hücker, Verlegt an einen unbekannten Ort. Euthanasieverbrechen unterm Hakenkreuz, in: Nassauische Annalen 127 (2016), S. 259–276.

Ernst Klee (Hg.), Dokumente zur „Euthanasie“, Frankfurt am Main 1985.

Ernst Klee, „Euthanasie“ im NS-Staat. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, 2. Auflage, Frankfurt 2010.

Martin Schmidt/Robert Kuhlmann/Michael von Cranach, Die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren, in: Michael von Cranach/Hans-Ludwig Siemen (Hg.), Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945; München 1999, S. 265-325.