Tscherkassy/Ukraine
Zwangsarbeiterin in Hausham
Zwangsarbeiterin in der Ziegelei, Gersthofen
Zwangsarbeiterin bei der Schuhfabrik Schraml, Gersthofen
Luisja Tutjunnik wird als 16-jähriges Mädchen nach Deutschland deportiert. Zuerst kommt sie nach Hausham, wo sie in einer Fabrik arbeitet. Dann wird sie nach Gersthofen verbracht, wo sie bei Frau Kranzfelder, der Chefin der Ziegelei, in einem zweistöckigen Haus untergebracht ist. An alle Einzelheiten kann sie sich nicht mehr erinnern. Früher waren bei Frau Kranzfelder die Italiener untergebracht, die als Wanderarbeiter seit Ende des 19. Jahrhundert bereits immer wieder in der Ziegelei in Gersthofen arbeiteten.
Luisja arbeitet in der Schuhfabrik Schraml. Ausgang hat sie keinen, erst nach ein paar Monaten zieht sie mit den anderen Mädchen ins große Lager von Zeuna/MAN in der Schönbachstraße, im ehemaligen „Fischerhölzle“.
Ihr späterer Mann leistet Zwangsarbeit in Holzkirchen. Er ist zur Zeit meines Besuches todkrank, ärztliche Hilfe ist nicht mehr möglich, die Medikamente sprechen nicht mehr an, seit der letzten OP wird er die Schmerzen nicht mehr los. Seit über 50 Jahren leben sie zusammen, ohne ihn möchte sie nicht mehr weiterleben. Luisja möchte mit ihrem Mann sterben, ohne ihn hat ihr Leben keinen Sinn mehr.
Als die Mädchen 1945 in die Heimat zurückkehren, kommen sie in ein sogenanntes Filtrationslager und werden dort wochenlang vom sowjetischen Geheimdienst verhört. Man bezichtigt die meisten Zwangsarbeiter der Kooperation mit dem Feind. Luisja ist die erste Zwangsarbeiterin, die ich in der Ukraine besucht habe.
Bericht erstellt von Dr. Bernhard Lehmann StD Gegen Vergessen – Für Demokratie RAG Augsburg-Schwaben
Stadtarchiv Gersthofen
Interview mit Frau Tutjunnik im November 2003.