Julie Heilbronner, geb. Regensburger

Date of Birth:
03.11.1859, Fürth
Deceased:
09.11.1942, Theresienstadt

Residencies

Fürth, Alexanderstraße 301a
Augsburg, Hermanstraße 5/I
Augsburg, Frohsinnstraße 21
Augsburg, Frölichstraße 10
Augsburg, Völkstraße 30
Augsburg, Hallstraße 14

Last voluntary residence

Places of persecution

Deportation
am 5. August 1942
von München-Milbertshofen
nach Theresienstadt

Biography

Julie Heilbronner, geb. Regensburger, wurde als Tochter von David Regensburger und Chaia Sara Fels Regensburger, geb. Frankfurter, am 3. November 1859 in Fürth (Mittelfranken) geboren. Der Vater wurde am 28. März 1820 im schwäbischen Oettingen geboren und die Mutter am 20. Dezember 1834 in Fürth.1 Am 8. November 1855 heirateten die beiden in Fürth und lebten dort zusammen. Julie2 kam als drittes von neun Kindern zur Welt. Zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern wohnte Julie im ersten Hauptbezirk der Stadt Fürth in der Alexanderstraße 301a. David Regensburger arbeitete als Schnittwarenhändler.3 In der Stadt gab es seit 1862 eine Israelitische Bürgerschule, die spätere Israelitische Realschule.4

Über Julie gibt es keine Angaben bezüglich ihrer Schulausbildung; da es in Fürth aber nur eine Israelitische Schule gab, liegt die Vermutung nahe, dass auch Julie diese besucht hat.

Sie heiratete am 2. Februar 1880 den aus Hürben stammenden Ludwig Heilbronner in Fürth. „Mein Mann war damals Kaufmann in Augsburg und [deshalb] galt für unsere Ehe der Güterstand des Augsburger Sta[d]tvorrechts […].“5 Aus diesem Grund konnten Julie und er nach ihrer Eheschließung nach Augsburg ziehen. Ihre erste gemeinsame Wohnung war im ersten Stock der Hermanstraße 5. Die beiden bekamen fünf Kinder.6 Als erstes Kind wurde Frieda am 21. November 1880 in Augsburg geboren, darauf folgte Theodor David am 11. Juli 1882. Als drittes kam Hugo 1885 auf die Welt; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Paula wurde am 29. April 1887 geboren; als letztes Kind wurde am 11. Januar 1889 Josef geboren.

Am 10. September 1931 starb Ludwig Heilbronner in der Wohnung in der Hermanstraße 5 eines natürlichen Todes.7 Da Julie und Ludwig über ein gemeinsames Testament verfügten, war sie die Alleinerbin.8
Nach dem Tod ihres Mannes zog Julie 1937 oder 1938 in die Frohsinnstraße 21, wo sich ein jüdisches Altenheim befand. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde dieses von den Nationalsozialisten geräumt, und Julie musste in die Frölichstraße 10 umziehen.9 Danach bezog sie ein Zimmer zur Untermiete bei Alexander Oberdorfer in der Völkstraße 30 und wurde bald danach höchstwahrscheinlich gezwungen, in die Hallstraße 14 umzuziehen,10 das ab Anfang 1940 eines der sog. Judenhäuser war.

Julie musste in den Jahren 1939 bis 1942 insgesamt 37.587,94 Reichsmark an das Deutsche Reich überweisen. Ebenfalls wurde sie gezwungen, ihre Wertpapiere, Edelmetalle, Schmuck, sowie Möbel und Gedecke abzugeben.11 Sie wurde am 5. August 1942 mit 49 weiteren Personen mit dem Transport II/22 nach Theresienstadt deportiert.12 Im September 1943 erwähnte der Rabbiner Ernst Jacob in einem seiner Rundbriefe die Deportation von Julie Heilbronner nach Theresienstadt.13 Bis zu ihrem Tod lebte sie dort im Gebäude L 514 in Zimmer „Kinosaal“.14 Laut dem Theresienstädter Gedenkbuch verstarb sie am 9. Oktober 1942.15 Als Todesursache wurde „Marasmus Senilis (Altersschwäche)“ genannt.16 1946 zitierte Ernst Jacob einen Brief von Alexander Oberdorfer in einem seiner Rundbriefe: „[…] Auch Frau [Julie] Heilbronner […] [ist] zugrunde gegangen.“17

Über die Kinder des Ehepaars Heilbronner ist folgendes bekannt:
Frieda heiratete Georg Hess und sie bekamen zwei Kinder, Trude und Liselotte. Frieda starb am 25. September 1942 in Amsterdam.18 Theodor David heiratete 1919 Edith Rosalie Grünfeld in Halle/Saale. Sie hatten keine Kinder und konnten 1936 nach Palästina auswandern. Er starb am 27. August 1967 in Jerusalem.19 Hugo heiratet Rene Salm. Die beiden hatten zwei Kinder: Lili Vieyra und Ellen. Er starb 1929 Berlin.20 Paula heiratete 1909 Jakob Wallach. Aus der Ehe, die später geschieden wurde, ging die Tochter Marie Anni hervor. Paula lebte zeitweise wieder bei ihrer Mutter in Augsburg und wurde ebenfalls Opfer der Schoah. Sie wurde im April 1942 nach Piaski deportiert und gilt als verschollen.21 Josef heiratete am 6. November 1922 Maria Rusch Weil, sie bekamen eine Tochter: Eva Lotte Chava. Am 25. Oktober 1974 starb Josef in Israel.22

Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Kristina Spindler, Schülerin des Oberstufenjahrgangs 2013/2015 am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, im Rahmen des W-Seminars „Opfer der Judenverfolgung während der NS-Zeit im Raum Augsburg“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Footnotes
  1. http://www.myheritage.de/family-4_4000136_152157351_152157351/regensburger-david-regensburger-chaia-sara-regensburger-geb-fels (aufgerufen am 25.06.2015).
  2. Anm. Julie wird oft auch als Julia bezeichnet. Vermutlich war Julie der Rufname, der später als Vorname genannt wird.
  3. Adreßbuch der Stadt Fürth, Nürnberg 1859, S. 22.
  4. http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_juedische_schule.htm#Texte%20zur%20Geschichte%20der%20j%C3%BCdischen%20Schulen%20in%20F%C3%BCrth (aufgerufen am 25.06.2015).
  5. Nachlassakt Ludwig Heilbronner.
  6. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=julie+julia+sara;n=regensburger (aufgerufen am 22.05.2015).
  7. Nachlassakt Ludwig Heilbronner.
  8. Protokoll vom 01.10.1931 des Amtsgerichts Augsburg.
  9. Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 250.
  10. StAA, WK V 2/52.
  11. StAA, WK V 2/52.
  12. http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420603.html (aufgerufen am 22.05.2015).
  13. Gernot Römer, 2007, S. 75.
  14. http://www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.7641 (aufgerufen am 25.06.2015).
  15. http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=4810744&language=de (aufgerufen am 22.05.2015).
  16. http://www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.7641 (aufgerufen am 22.05.2015).
  17. Gernot Römer, 2007, S. 131f.
  18. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=frieda;n=heilbronner (aufgerufen am 22.05.2015).
  19. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=theodor+david;n=heilbronner (aufgerufen am 22.05.2015).
  20. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=hugo;n=heilbronner (aufgerufen am 22.05.2015).
  21. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=paula;n=heilbronner (aufgerufen am 22.05.2015); http://db.yadvashem.org/names/nameDetails.html?itemId=3865385&language=de (aufgerufen am 22.05.2015).
  22. http://gw.geneanet.org/wliegl?lang=de;pz=alexander;nz=oberdorfer;ocz=0;p=josef;n=heilbronner;oc=1 (aufgerufen am 22.05.2015).
Sources and literature
Unpublished sources:

Staatsarchiv Augsburg (StAA)

  • WK V 2/52
  • Nachlassakt Ludwig Heilbronner
  • Protokoll vom 01.10.1931 des Amtsgerichts Augsburg
Internet:
Literature:

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.