Rudolf Leichter

Geboren:
23.02.1866, Wien-Untermeidling
Gestorben:
06.01.1943, Theresienstadt

Wohnorte

Wien-Untermeidling
München
Augsburg
Frankfurt/Main
Augsburg
Nürnberg
Augsburg, Jakoberstraße G 52/0 (heute 68a)
Augsburg, Mittlerer Lech A 531/I (heute 42)

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 31. Juli 1942
von München-Milbertshofen
nach Theresienstadt

Biografie

Der Augsburger Meldebogen von Rudolf Leichter trägt den roten Stempel A für Ausländer. Als Heimat ist Wielkie Oczy bei Jaworow (heute Jaworiw) in Galizien angegeben. Die Staatsangehörigkeit Ukraine wurde durchgestrichen und mit: „nun Polen“ ersetzt. Heute liegt Wielkie Oczy in Ostpolen und Jaworiw in der Ukraine.

Die Eltern Jakob und Rosalia geborene Kohn lebten in Wien und haben ihre Heimat in Galizien mutmaßlich wegen der wiederholten Pogrome oder/und aus wirtschaftlichen Gründen verlassen.

Für die Aufenthaltsgenehmigung zunächst in München dann in Augsburg musste Rudolf Leichter einen Heimatschein aus Wielkie Oczy vorlegen, den ein beeideter Übersetzer der slawischen Sprachen ins Deutsche übertragen hatte. Als Rudolf Leichter im Dezember 1899 zum ersten Mal nach Augsburg kam, war er verheiratet und hatte zwei Kinder. Debora Schick (geb. 30. September 1867 in Baks/Ungarn) wurde am 20. März 1892 in Neudörfl nahe Wiener Neustadt im Burgenland seine Ehefrau. Die beiden ältesten Töchter Charlotte (geb. 04.12.1893) und Gisela (geb. 29.11.1894) wurden noch in Wien geboren.

Rudolf Leichter besuchte Messen und Märkte um Schreibwaren zu verkaufen. In den ersten Jahren lebte er zur Untermiete, wechselte oft die Wohnung bzw. meldete sich ab. 1902 kam er aus Frankfurt/Main wieder nach Augsburg und verließ es 1904 nach Nürnberg.

Die Familie wuchs. Am 15. Juni 1902 wurde Elsa in Augsburg, Olga am 27. April 1905 in Stuttgart und als einziger Sohn Jakob am 17. März 1907 wieder in Augsburg geboren.

1905 sind 5 verschiedene Wohnadressen notiert. Auch die Bemerkungen im Meldebogen zu Arbeits- und sonstigen Verhältnissen spiegeln einen harten Existenzkampf. Rudolf Leichter erweiterte seinen Handel mit Schreibmitteln um Zuckerwaren sowie Ansichtskarten. Nur ein Vierteljahr währte seine Anstellung beim Kaufmann Cohn 1903. 1906 meldete auch die Ehefrau Debora einen Handel an mit Kurz- und Galanteriewaren, Schreibmitteln, Ansichts- und Künstlerpostkarten. 1920 wurde Rudolf Leichter als vermögenslos notiert.

Auch die Meldebögen der Kinder spiegeln die schwierige Suche nach Arbeit und Verdienst. Als die Mutter Debora am 13. August 1930 starb, war Charlotte die Älteste seit einem Jahr in der polnischen Heilanstalt für Geisteskranke in Schwetz (Swiece/Pommern), Gisela mit einem Varietedirektor in Rumänien verheiratet, Olga als Korsettnäherin in Neutra (Tschechien), Elsa von dort gerade wieder zurück in Augsburg, vielleicht zur Pflege der Mutter oder Versorgung des Vaters und Jakob suchte eine Stellung als Friseurgehilfe.

Seit 1917 wohnte die Familie nun im Erdgeschoss in der Jakoberstraße 52 bei Arnold und ab 1935 im ersten Stock des Mittleren Lechs 42.

Bis zur Deportation am 31. Juli 1942 von München nach Theresienstadt sind keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. Rudolf Leichter musste mit 50 weiteren Opfern auf den Transport II/21 ins Ghetto. Das Theresienstädter Gedenkbuch vermerkt seinen Todestag: 6. Januar 1943.

Ruth Sander

Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten (MK):
Rudolf Leichter

Internet: