Otto Rödelheimer

Geboren:
04.11.1897, Augsburg
Gestorben:
Todestag und Todesort nicht bekannt

Wohnorte

Augsburg, Bahnhofstraße 7
Augsburg, Beethovenstraße 1
Frankfurt-Griesheim
München
Augsburg
Hamburg
Berlin
London
Reutlingen
Augsburg, Schmidgasse 11

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 2. April 1942
von Augsburg
über München-Milbertshofen
nach Piaski

Biografie

Otto Rödelheimer wurde am 4. November 1897 in Augsburg als Sohn des Arztes Richard Benedict Rödelheimer und dessen Ehefrau Fanny Rödelheimer geboren.1 Seine Kindheit und Jugend verbrachte Otto in Augsburg, wo er auch das Gymnasium besuchte.2

Sein Vater Richard Benedict Rödelheimer war am 13. Juni 1861 in württembergischen Laupheim geboren worden. Am 22. Juni 1887 entschied er sich von dort nach Augsburg zu ziehen, wo er eine Arztpraxis eröffnete.3 Während des Ersten Weltkriegs war er Stabsarzt beim bayerischen Militär.4

Seine erste Unterkunft in Augsburg befand sich im zweiten Stock der Bürgermeister-Fischer-Straße 11 (Litera B233).5

Ottos Mutter Fanny Rödelheimer, geb. Heimann, kam 1870 in Schweinfurt zur Welt.6 Die Heirat der Eltern fand 1891 in Schweinfurt statt.7

Nach der Hochzeit zog das Ehepaar im September 1891 in eine gemeinsame Wohnung im ersten Stock der Bahnhofstraße 7 in Augsburg.8 Ab April 1907 lebten sie dann in der Beethovenstraße 1. Der letzte Umzug fand im Dezember 1919 statt. Ottos Eltern wohnten von da an bis zu ihrem Lebensende in der Stettenstraße 1 in Augsburg.9

In seiner Freizeit spielte sein Vater gerne Schach und war Vorstand des Augsburger Schach-Clubs.10

Seine Mutter Fanny Rödelheimer verstarb am 23. Juni 1931, sein Vater Richard Benedict Rödelheimer am 29. Dezember 1936.11

Am 8. November 1913 erhielten seine Eltern und er gegen eine Gebühr von 160 Mark in Augsburg das Bürger- und Heimatrecht. Neun Tage später wurden sie dann in den bayerischen Staatsverband aufgenommen und erhielten somit durch diese Aufnahme gemäß §7 des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1870 die bayerische Staatsangehörigkeit. Seine zu der Zeit schon volljährige Schwester Lydia behielt weiterhin die württembergische.12

Im Ersten Weltkrieg wurde Otto Rödelheimer in verschiedenen Einheiten eingesetzt: So war er bei der Bayerischen leichten Munitions-Kolonne Nr. 133, dem 4. Bayerischen Feldartellerie-Regiment in Augsburg, dem Bayerischen Reserve-Feldartellerie-Regiment Nr.5 in Würzburg sowie im 11. Bayerischen Feldartellerie-Regiment in Würzburg.13

1919 wurde Otto Rödelheimer in der St. Anna Kirche getauft.14 Laut einer Meldung in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. November 1931 war sein Vater Richard Benedikt Rödelheimer am 21. Oktober 1931 aus dem Judentum ausgetreten.15

Nach dem Ersten Weltkrieg übte Otto Rödelheimer den Beruf des Kaufmanns aus. Am 31. März 1919 zog er nach Frankfurt-Griesheim, wo seine Schwester lebte. Außerdem ist bekannt, dass er vor dem 1. Januar 1929 unter anderem in München, Augsburg, Hamburg, Berlin und London lebte. In den Jahren 1930 bis 1931 ließ er sich in Reutlingen nieder.16

Aufgrund der Nürnberger Gesetze wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt.17 Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde Otto Rödelheimer inhaftiert und am 10. November 1938 in das KZ Dachau gebracht. Weil er im Ersten Weltkrieg als Soldat gedient hatte, wurde er am 8. Dezember 1938 wieder entlassen.18

Seine Ehefrau Hedwig Dampf kam am 4. Mai 1894 als vierte Tochter des Kaufmannes Moritz Dampf und Babette Dampf, geb. Oberdorfer, in Buttenwiesen zur Welt. Hedwig hatte fünf Geschwister namens Marie, Ida, Bertha, Elias und Frieda. Sie wohnte mit ihren Eltern und den Geschwistern in der Hausnummer 58 in Buttenwiesen.19 Am 15. Januar 1913 zog sie dann von München nach Augsburg, um bei der Witwe Josefa Obermayer in der Ludwigstraße 20 als Köchin zu arbeiten. Hier wohnte sie kurzzeitig auch, bevor sie am 6. Juni bei ihren Eltern in der Bäckergasse 5 einzog. Mit dem Umzug der Eltern in die Heilig-Grab-Gasse 4 fand sie ab dem 17. März 1917 nochmals bei ihnen eine Unterkunft.20

Die Augsburger Schmidgasse 11, 2021. (Maria Borsdorf)

Die Hochzeit von Otto Rödelheimer und Hedwig Dampf fand am 17. Januar 1942 in Augsburg statt.21 Das Paar wohnte in der Schmidgasse 11.22

Am 4. April 1942 wurden Otto Rödelheimer und Hedwig Rödelheimer, geb. Dampf von München-Milbertshofen in das Durchgangslager Piaski deportiert.23 Beide haben diese nicht überlebt.

Schwester

Lydia Rödelheimer wurde am 18. März 1892 in Augsburg geboren und war mit dem Fabrikdirektor Helmut Klein verheiratet. Das Ehepaar lebte in Frankfurt am Main. Nach dem Austritt aus der Israelitischen Glaubensgemeinschaft nahm sie den evangelischen Glauben an. Lydia Klein verstarb 1956 in Frankfurt am Main.24
 
Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Maria Borsdorf, Schülerin des Oberstufenjahrgangs 2020/2022 am Maria-Ward-Gymnasium Augsburg, im Rahmen des W-Seminars „Jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Raum Augsburg“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Fußnoten
  1. StadtAA, MK Otto Rödelheimer.
  2. StadtAA, MK Otto Rödelheimer.
  3. StadtAA, MB Richard Rödelheimer; StadtAA, Geburtsurkunden Rödelheimer.
  4. StadtAA, MB Richard Rödelheimer; StadtAA, Geburtsurkunden Rödelheimer.
  5. StadtAA, MB Richard Rödelheimer. Die Aufhebung der Literabezeichnung trat am 1. April 1938 in Kraft, vgl. Aufhebung der Literabezeichnung im Altstadtgebiete von Augsburg, Augsburg 1938.
  6. StadtAA, MB Richard Rödelheimer.
  7. StadtAA, MB Richard Rödelheimer.
  8. Eintrag im Adreß-Buch von Stadt Augsburg 1896, Augsburg 1896, S. 187.
  9. StadtAA, MB Richard Rödelheimer.
  10. Adreß-Buch von Stadt Augsburg 1896, Augsburg 1896, S. 127.
  11. StadtAA, MB Richard Rödelheimer.
  12. StadtAA, Staatsangehörigkeitsausweis von Richard Rödelheimer, Nr. 92.
  13. BayHStA, Abt. IV Kriegsarchiv, KStR, Bd. 13869, Bd. 13397, Bd. 13126 und Bd. 14297 (Otto Rödelheimer).
  14. StadtAA, MK Otto Rödelheimer.
  15. https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2741474 (aufgerufen am 10.10.2022).
  16. StadtAA, MK Otto Rödelheimer.
  17. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/501380/vor-85-jahren-nuernberger-gesetze-erlassen/ (aufgerufen am 30.05.2022).
  18. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950204 (aufgerufen am 29.10.2021).
  19. StAA, Israelitisches Personenstandregister Akt. Nr. 5.
  20. StadtAA, MB Hedwig Dampf.
  21. Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019.
  22. https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-37.jpg (aufgerufen am 30.05.2022).
  23. https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-37.jpg (aufgerufen am 30.05.2022); https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950211 (aufgerufen am 29.10.2021); https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950204 (aufgerufen am 29.10.2021).
  24. StadtAA, MB Richard Rödelheimer; StAA, Israelitisches Personenstandregister Akt. Nr. 5.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA)
Abt. IV Kriegsarchiv (KStR):
Bd. 13869, Bd. 13397, Bd. 13126 und Bd. 14297 (Otto Rödelheimer)

Gemeindearchiv Buttenwiesen
E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019

Staatsarchiv Augsburg (StAA)
Israelitisches Personenstandregister Akt. Nr. 5

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldebogen (MB):
Richard Rödelheimer

Meldekartei (MK):
Otto Rödelheimer

Geburtsurkunden Rödelheimer

Staatsangehörigkeitsausweis von Richard Rödelheimer, Nr. 92

Veröffentlichte Quellen:

Adreß-Buch von Stadt Augsburg 1896, Augsburg 1896.

Aufhebung der Literabezeichnung im Altstadtgebiete von Augsburg, Augsburg 1938.

Internet: