Moritz Zebrak

Geboren:
26.03.1923, Augsburg
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Nes Ziona/Israel

Wohnorte

Augsburg, Mendelssohnstraße 1
Israel
Frankreich
Tel Aviv/Israel
Nes Ziona/Israel

Letzter freiwilliger Wohnort

Biografie

Moritz Zebrak, erstes Kind aus der Ehe von Josef Zebrak und Jenny Zebrak, geb. Slon, wurde am 26.3.1923 in Augsburg, Mendelssohnstr. 1, geboren.1 1936 wurde seine Bar Mizwa im Israelitischen Standesregister Augsburg (Nr. 12) vermerkt.2 Nach eigenen Angaben ging er in Augsburg in die Volksschule. Er besuchte die benachbarte Volksschule Kriegshaber, vom Schuljahr 1935/36 bis zum Schuljahr 1936/37 wurde er in den Schülerlisten geführt.3 Als Jugendlicher wurde er von jungen Nazis in ein Fass gesteckt und hinabgerollt – ein frühes Traumaerlebnis lt. seiner Nichte Sara, Tochter von Ludwig Zebrak, die ihn in Israel öfter traf.4

In den Entschädigungsakten berichtete Moritz weiter vom Besuch  der Berufsschule und vom Erlernen des Installationshandwerks. Aufgrund der politischen Verhältnisse habe er die Ausbildung nach einem Jahr abbrechen müssen. Durch Vermittlung der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg kam er zur Vorbereitung seiner Auswanderung auf eine jüdische Landwirtschaftsschule nach Schnielinchen (sic) bei Sommerfeld (gemeint ist wohl das Hachschara Lager Schniebinchen bei Sommerfeld in der Niederlausitz, heute Polen), deren Schüler allesamt im Juli 1939 nach Palästina auswanderten. Moritz ging als Freiwilliger zum jüdischen Bataillon der britischen  Armee und war während des Krieges LKW-Fahrer in der jüdischen Brigade in Europa.5

Fr. Liese Fischer geb. Einstein, erinnert sich, dass sie Moritz Zebrak kannte. Sie weiß, dass er nach Palästina ausgewandert war und in der Britischen Armee in Italien als Mitglied einer jüdischen Truppe aus Palästina gekämpft hatte. Er habe ihre Adresse in Großbritannien erhalten und ihr während des Krieges einen Brief geschrieben. Dann hörte sie nie mehr von ihm.6

Nach Kriegsende war Moritz Zebrak drei Tage in Augsburg, wo er vergeblich nach seiner Familie forschte. Er kehrte dann 1945 nach Israel zurück, nahm 1948 am Unabhängigkeitskrieg teil und wurde in der Nähe von Tel Aviv leicht verletzt. Er kämpfte gegen Ägypten, wurde verletzt und geriet in Ägypten in Kriegsgefangenschaft. 1953 kam er nach Israel zurück und wohnte dann in Altacco 12/62. Nach einem Nervenzusammenbruch wurde er in einer Nervenheilanstalt bei Akko hospitalisiert und blieb dort 2 Jahre. Später half ihm Chana/Hanna Zebrak (Frau von Ludwig Zebrak, Großmutter von Assaf Levitin) eine Arbeit auf dem Bau und eine Wohnung zu finden. Er war nie verheiratet und ein starker Raucher.7

1956 reiste er von Haifa zu seinem Onkel Abraham Slon, wohnhaft in Lyon, Villeurbanne, um eine Rückwanderung nach Deutschland vorzubereiten. Er führte ein „unstetes, vagabundierendes“ Leben und wurde 1965 in Strasbourg wegen Nervenkrankheiten hospitalisiert, dann mehrmals in der neuropsychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik Lyon. Sein Onkel Abraham Slon stellte für seinen Neffen einen Antrag auf eine Entschädigungszahlung/Rente, die letztlich abgelehnt wurde. 1968 ging Moritz Zebrak nach Israel zurück und wohnte in Tel Aviv, Nachmani Str. 48 (Wohnort seines Bruders Ludwig Arie Zebrak, d.Verf.), dann im Jahr 1975 im staatliche Krankenhaus Jehuda Abarbanel in Bat-Yam, Israel.8 Sara, die Tochter von Ludwig Zebrak, arbeitete in dieser psychiatrischen Anstalt und traf ihn dort öfter zum Kaffee. Er half in der Apotheke des Krankenhauses aus, da er die lateinische Schrift lesen konnte. Er war nie auffällig, nie gewalttätig, sauber gekleidet, aber nicht in der Lage, allein für sich selbst zu sorgen. Ludwig Zebrak besuchte Moritz ab und zu. Er war eine starke Persönlichkeit und hatte Schwierigkeiten mit seinem geschwächten, 15 Jahre jüngeren Halbbruder. Schließlich kam Moritz in ein Altersheim für geistig Erschöpfte in Nes Ziona, wo er zwischen 1981 und 1990 verstarb. Sein Grab befindet sich nicht in Nes Ziona.9

Claudia Huber

Angehörige
Fußnoten
  1. StadtAA, MK II Josef Zebrak.
  2. StAA, Israelitische Standesregister Schwaben Nr. 12 (Augsburg).
  3. Archiv Grundschule Kriegshaber.
  4. Telefonat mit Assaf Levitin; Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020.
  5. BayHStA, LEA K 556-11; Telefonat mit Assaf Levitin; Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020.
  6. E-Mail Auskunft von Diane Castiglione, 05.08.2013.
  7. Telefonat mit Assaf Levitin; Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020.
  8. BayHStA, LEA K 556-11; Telefonat mit Assaf Levitin; Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020.
  9. Telefonat mit Assaf Levitin; Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Archiv Grundschule Kriegshaber

Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA)
Landesentschädigungsamt (LEA)
– K 556-11

E-Mail Auskunft von Diane Castiglione
– 05.08.2013

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten II (MK II):
– Josef Zebrak

Staatsarchiv Augsburg (StAA)
Israelitische Standesregister Schwaben:
– Nr. 12 (Augsburg)

Telefonat mit Assaf Levitin

Treffen mit Assaf Levitin in Augsburg am 06.02.2020