Louis Bernheimer

Geboren:
05.12.1875, Ichenhausen
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Auschwitz

Wohnorte

Ichenhausen
Augsburg, Provinostraße 16
Augsburg, Maximilianstraße 17
Augsburg, Bahnhofstraße 14
Augsburg, Friedberger Straße 9
Augsburg, Schülestraße 15

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 31. August 1942
vom Sammellager Drancy (bei Paris)
nach Auschwitz

Erinnerungszeichen

Für Louis und Paula Bernheimer wurde am 8. November 2022 ein Erinnerungsband eingeweiht.

Biografie
Louis Bernheimer.

Louis Bernheimer (1875–1942)

Herkunft und Familie

Louis Bernheimer wurde am 5.12.1875 in Ichenhausen bei Günzburg geboren. Seine Eltern gehörten der jüdischen Gemeinde an und hießen Moritz und Charlotta. Sie führten einen Wein-, Likör- und Tabakhandel und wohnten in der Günzburger Straße in Ichenhausen. Neben Louis bekam das Paar noch weitere sechs Kinder: Lina (geb. 19.08.1874), Alfred und Sali (geb. 26.06.1877), Eugenie (geb. 19.02.1879), Sigo (Seligmann) (geb. 18.05.1884) und Rudolf (geb. 9.05.1889).

Louis Bernheimer heiratete 1901 Paula Stern (geb. 24.12.1879), Tochter von Max und Sophie Stern aus Bayreuth. Das Paar wohnte zunächst in Leitmeritz (Böhmen), wo auch das erste Kind zur Welt kam: Fritz Rudolf (geb. 02.08.1902).

Am 19.05.1903 zogen sie nach Augsburg in die Provinostraße 16 (bei Schuler) um.

Rudolf, Louis, Alfred, Fritz und Sigo.

Ein Jahr später wurde das zweite Kind geboren: die Tochter Irena (geb. 04.04.1904). Schon am 16.05.1905 zog die kleine Familie in die Maximilianstraße 17 (bei Oberdorfer), und drei Jahre Später in die Bahnhofstraße 14 (bei Bernheimer) um. Schließlich fanden sie ihre Heimat in der Friedberger Straße 9, wo das letzte Kind der Familie zur Welt kam: der Sohn Walter (geb. 16.10.1913).

Beruf und Tätigkeiten

Louis Bernheimer absolvierte sein Ingenieurstudium in München und war laut der Familienakte Ingenieur und von Beruf Installateur und Großhändler. Seine Firma – Louis Bernheimer, Ingenieurbüro und Tiefbauunternehmen mit Installationsgeschäft – erfreute sich in Augsburg eines sehr guten Rufes und beschäftigte sich mit Projekten und Ausführung von Wasser-, Gas- und Kanalisationsanlagen. Sie führte eine Vielzahl an Aufträgen von staatlichen und kommunalen Behörden sowie privaten Auftraggebern durch, für die sich im Stadtarchiv Augsburg noch Belege finden.

Die Bernheimer-Villa in der Friedberger Straße 9.

Im Jahre 1910 kaufte Louis Bernheimer ein Grundstück in der Friedberger Straße 9 und verlegte den Sitz seiner sich rasch entwickelnden Firma dorthin. Schon im Jahre 1911 entstand in der Friedberger Straße 9 eine Villa, die die Räumlichkeiten der Firma beherbergte und noch viel Platz zum Wohnen bot. Schon im Jahre 1908 war der Bruder von Louis, Alfred Bernheimer, als Teilhaber in das Geschäft des Bruders eingestiegen. Auch der älteste Sohn Fritz war später in der Firma als Ingenieur tätig.1

Beide Brüder müssen ähnlich wie viele in dieser Zeit von der Idee Theodor Herzls, eine jüdische Heimstätte in Palästina zu errichten, recht begeistert gewesen sein. Sie unterstützten viele junge Menschen auf dem Weg zur Auswanderung. In dem Haus in der Friedberger Straße 9, dem so genannten Beth Chaluz (Haus der Pioniere)2 lebten und lernten viele jüdische Auszubildende. Laut der Hausakte wanderten von dort insgesamt 17 Azubi*nen direkt nach Palästina aus oder zogen auf Gut Bannacker in Bergheim um, das eine landwirtschaftliche Ausbildungsstätte war.

Verfolgung und Auswanderung

Eine Verstärkung ihrer Bemühungen kann man ab dem Jahr 1935 beobachten. Die Verfolgung, die die jüdischen Bürger in Deutschland nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erlitten, wurde immer intensiver. Schon im Jahre 1933 entschied sich der älteste Sohn von Louis und Paula, Fritz Bernheimer, für eine Auswanderung nach Frankreich, wo er mit seiner Frau Ellen in St. Maur im Cher während des Zweiten Weltkriegs unter dem Namen „Bertin“3 lebte. Ein Jahr später entschied sich Alfred Bernheimer nach New York zu gehen. So rettete er sich, seine Frau und seine Kinder. Ihm folgte 1934 sein Neffe, Walter Bernheimer, der über Palästina in die USA auswanderte. Die Nachkommen von Alfreds und Walters Familien leben heutzutage noch in Ohio und Texas. Im Juni 1937 zog das Wohnheim für jüdische Auszubildende in die Armenhausgasse B 121a (heute Armenhausgasse 21).4 Das Grundstück in der Friedberger Str. 9 wurde nämlich bereits 1935 geteilt. Pl. Nr. 5665 1/13 in Größe von 0,066 ha – Werkstätte mit Garten – erwarb im Oktober 1935 der Notar Dr. Walter Denner zusammen mit seiner Mutter Berta Denner für 20 000 RM. Das Wohnhaus und Hof, Pl. Nr. 5665 ½ in Größe von 0,094 verkauften die Brüder Luis und Alfred im März 1936 an den Kaufmann Martin Friedrich Schwarz aus Krumbach für 80 000 RM. Das erworbene Geld diente laut der Verkaufsurkunden ausschließlich zur Tilgung der Buchgrundschulden bei der Bayerischen Staatsbank Augsburg, die auf dem ursprünglichen Grundstück in der Friedberger Str. 9 lasteten. Hierbei handelte sich um Kontokorrentschulden, die wegen der Zahlungsverbindlichkeiten der Firma „Louis Bernheimer“ aufgenommen wurden. An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass Louis Bernheimer schon im August 1933 seine Firma an Ingenieur Hugo Müller verpachtete, um der drohenden Arisierung der Firma zu entgehen und den sich aus den Verträgen ergebenden Verpflichtungen mit den kommunalen Behörden nachzukommen. Laut des Kaufvertrags mit Herrn Schwarz vom 26. März 1936 überließ Luis Bernheimer dem Käufer ebenfalls das Hinterlassungsbuch mit Wertpapieren, Anleihen des Deutschen Reiches und Goldpfandbriefen in Gesamthöhe von 562,50 RM als Kaution für die Errichtung von Anschlusskanälen und für die Herstellung und Kanalisierung der Engelsbergstraße sowie für die Verbreitung der Friedberger Str. Louis Bernheimer und seine Frau durften in ihrer Wohnung als Mieter bleiben. Im Oktober 1937 verließen sie jedoch die Friedberger Straße 9, da das Haus im November 1937 an das Evangelische Waisenhaus in Augsburg verkauft wurde (Grundbucheintrag vom 17.01.1938). Sie zogen zusammen mit ihren Geschwistern, den verwitweten Sigo Bernheimer und Balbina (Sabina) Kirschner, geb. Stern aus Bayreuth in die Schülestraße 15 in Augsburg. Im Mai 1939 floh Louis Bernheimer mit seiner Familie nach Frankreich, wo er in Paris 12, rue der cvalerie lebte.5

Deportation und Tod

Louis und Paula Bernheimer.

Louis Bernheimer und seine Frau Paula wurden nach Angaben ihres Sohnes Fritz am 18.03.1942 6 und laut ihrer Enkeltochter in der Nähe von Bayonne verhaftet und im Lager Mérignac interniert. 7 Schließlich wurden in das Sammellager Drancy in der Nähe von Paris gebracht. Vermutlich wollten sie sich bis nach Spanien durchschlagen, um von dort mit einem Schiff nach Amerika zu gelangen. Höchstwahrscheinlich waren auch Sigo Bernheimer, Balbina Kirschner geb. Stern sowie Albert Haas (der Bruder von Erwin, dem Ehemann von Louis Tochter Irene Haas) dabei. Louis und Paula Bernheimer wurden nämlich zusammen mit ihnen am 31.08.1942 vom Sammellager Drancy mit dem Konvoi 26 nach Auschwitz deportiert.8 Nach einer Selektion am 02.09.1942 auf dem Bahnhof in Cosel, bei der arbeitsfähige Männer ausgesondert und in Arbeitslager verschleppt wurden, setzte sich der Zug weiter in Richtung Auschwitz in Bewegung. Nach ihrer Ankunft im Konzentrationslager wurden Louis Bernheimer, seine Frau Paula sowie fast alle Frauen, Männer und Kinder, die auf dem Transport waren, höchstwahrscheinlich vergast.9 Neben Louis Bernheimer und seiner Frau wurden auch Sigo Bernheimer, Balbine Kirschner und Albert Haas 1942 in Auschwitz ermordet.

Zusammengestellt von der Projektgruppe Jewish Traces des Maria-Ward-Gymnasiums Augsburg bestehend aus Schülerinnen der 9. Jahrgangsstufe

Nachfolgend die Rede von Brigitte Bernheimer bei der Enthüllung des Erinnerungsbandes am 8. November 2022

Mesdames, Mesdemoiselles, Messieurs
Je m’appelle Brigitte BERNHEIMER, je suis la fille de Fritz BERNHEIMER, le fils aîné de Louis et Paula BERNHEIMER en l’honneur de qui la ville d’AUGSBURG élève aujourd’hui une stèle.
Je voudrais tout d’abord remercier Mr. F. BELLAIRE qui est à l’initiative de ce projet de stèle; je voudrais également saluer les cinq élèves du Maria-Ward Gymnasium qui ont choisi d’écrire une biographie de Louis BERNHEIMER, mon grand-père, ainsi que leur professeur Joanna LINSE, qui les a guidées tout au long de leur recherche et qui m’a fait parvenir de nombreux documents.
Je suis née fin 1940. Pendant toute la guerre, mes parents, mon frère Marc et moi-même avons vécu cachés sous le nom de BERTIN dans un petit village du centre de la France. Nous n’avions aucunes nouvelles des grands-parents et, toute mon enfance, nous avons attendu leur retour.
Ce n’est qu’après la guerre que nous avons appris qu’ils avaient été arrêtés à Bayonne en 1942. Apparemment, ils voulaient gagner l’Espagne pour aller aux USA où vivait leur plus jeune fils, mon oncle Walter. De Bayonne, ils avaient été expédiés à Drancy et, de là, déportés à Auschwitz par le convoi n°26 du 31 aout 1942.
Mon père étant décédé de bonne heure, à tout juste 50 ans, c’est ma mère qui m’a raconté deux ou trois choses, fort peu en fait, à leur sujet.
Ce que je savais, c’est que mon grand-père avait hésité pendant longtemps à émigrer et ne l’avait fait qu’en 1939, c’est-à-dire probablement trop tard, alors que les possibilités de partir s’étaient restreintes.
J’avais également appris que, né dans la petite ville voisine de ICHENHAUSEN, il était allé s’installer avec sa femme et ses enfants à Augsbourg où il avait créé une entreprise de travaux publics qui devait se développer au cours des années.
Aujourd’hui encore on trouve du matériel urbain provenant de son usine dans les rues de la ville. Louis BERNHEIMER, avait une très bonne réputation ; j’en ai trouvé trace dans un article de 1908 qui parlait du « bureau d’études réputé » Louis Bernheimer- Augsbourg.
Mes parents m’avaient d’ailleurs montré un prospectus, que j’ai toujours, représentant mon grand-père et son frère Alfred, qui était son associé, ainsi qu’une photo de leur maison et une vue de la salle des machines.
En 2001 la ville d’Augsbourg a érigé un mur des noms dédié à la mémoire de ses habitants juifs assassinés. Mes grands-parents en faisaient partie. Je suis donc venue à Augsbourg assister à la cérémonie à l’hôtel de ville, cérémonie initiée par Gernot RöMER dont je salue la mémoire.
C’est ainsi que j’ai découvert la ville natale de mon père. Et, tout de suite, j’ai senti un lien entre cette cité et moi. J’ai voulu voir l’endroit où habitaient mes grands-parents, au 9 Friedberger Strasse, mais, à l’époque, il y avait une station-service.
Aujourd’hui, il n’y a plus rien je crois, rien qu’un terrain vague.
Cependant, je ne suis pas immédiatement partie en quête de mes grands-parents. Ce n’est que récemment que j’ai décidé de faire des recherches à leur sujet.
Alors que j’espérais trouver des indices de leur vie dans des journaux augsbourgeois, j’ai eu l’immense joie de découvrir la Une du « Augsburger Allgemeine» d’Augsbourg avec la photo de cinq lycéennes du Maria -Ward Gymnasium brandissant une pancarte : elles venaient de gagner le prix Rolf Joseph dont le sujet était : à la recherche des traces d’une famille juive. Ces cinq élèves, Ornella VARGIU, Hannah LEHMANN, Léonie WEISE, Rebekka GRAF et Maya MULLER , sous la conduite de leur professeur d’histoire, Joanna LINSE, avaient choisi de partir à la recherche des traces de la famille BERNHEIMER.
Elles ont accompli un travail remarquable et je leur en suis très reconnaissante. Elles aussi ont été heureuses de découvrir une descendante de Louis BERNHEIMER, dont à présent elles connaissaient l’histoire.
Elles ont montré par leur travail que les jeunes générations s’intéressaient à leur passé et en tiraient des conclusions de tolérance et d’ouverture à l’autre.
Par ailleurs, j’ai apprécié la disponibilité des responsables des Archives de la ville qui m’ont rapidement répondu à mes questions, m’ont envoyé de nombreux documents concernant mon grand-père.
Je serais heureuse si des habitants d’Augsbourg dont les parents ont pu fréquenter mes grands-parents se fassent connaître afin que nous puissions échanger des informations.
Aujourd’hui je ne suis pas venue toute seule à AUGSBOURG : ma fille et de deux de ses enfants ont tenu à m’accompagner et, ainsi, découvrent la ville de leurs ancêtres. C’est pour toute ma famille une grande consolation de voir qu’aujourd’hui la ville d’AUGSBURG veuille honorer mon grand-père qui aimait tant sa ville et son pays.

Brigitte Bernheimer 08-11-2022

Meine Damen und Herren,
mein Name ist Brigitte BERNHEIMER, ich bin die Tochter von Fritz BERNHEIMER, dem ältesten Sohn von Louis und Paula BERNHEIMER, zu dessen Ehren die Stadt AUGSBURG heute eine Stele errichtet.
Zunächst möchte ich Herrn F. BELLAIRE danken, der auf Initiative dieses Stelenprojekts tätig ist; ich möchte auch die fünf Schüler des Maria-Ward-Gymnasiums grüßen, die sich entschieden haben, eine Biografie von Louis BERNHEIMER, meinem Großvater, zu schreiben, sowie ihre Lehrerin Joanna LINSE, die sie während ihrer gesamten Forschung begleitet und mir viele Dokumente geschickt hat.
Ich wurde Ende 1940 geboren. Während des Krieges lebten meine Eltern, mein Bruder Marc und ich versteckt unter dem Namen BERTIN in einem kleinen Dorf im Zentrum Frankreichs. Wir hatten keine Nachricht von den Großeltern, und meine ganze Kindheit warteten wir auf ihre Rückkehr. Erst nach dem Krieg erfuhren wir, dass sie 1942 in Bayonne verhaftet worden waren. Anscheinend wollten sie nach Spanien in die USA, wo ihr jüngster Sohn, mein Onkel Walter, lebte. Von Bayonne aus waren sie nach Drancy verschifft und von dort mit dem Konvoi Nr. 26 vom 31. August 1942 nach Auschwitz deportiert worden.
Mein Vater starb früh, mit nur 50 Jahren, also war es meine Mutter, die mir ein paar Dinge erzählte, sehr wenig in der Tat, über sie. Was ich wusste, war, dass mein Großvater lange Zeit gezögert hatte auszuwandern und dies erst 1939 getan hatte, was wahrscheinlich zu spät war, als die Möglichkeiten der Ausreise begrenzt waren.
Ich hatte auch erfahren, dass er, geboren in der nahegelegenen Kleinstadt ICHENHAUSEN, mit seiner Frau und seinen Kindern nach Augsburg gezogen war, wo er ein Bauunternehmen gegründet hatte, das im Laufe der Jahre wachsen sollte. Noch heute findet sich urbanes Material aus seiner Fabrik in den Straßen der Stadt. Louis BERNHEIMER hatte einen sehr guten Ruf; eine Spur davon fand ich in einem Artikel aus dem Jahr 1908, in dem vom "renommierten Konstruktionsbüro" Louis Bernheimer-Augsburg die Rede war.
Meine Eltern hatten mir ein Werbeblatt gezeigt, das ich immer noch habe, auf dem mein Großvater und sein Bruder Alfred, der sein Partner war, sowie ein Foto ihres Hauses und eine Ansicht des Maschinenraums abgebildet sind.
2001 errichtete die Stadt Augsburg eine Gedenktafel, die dem Gedenken an ihre ermordeten jüdischen Einwohner gewidmet ist. Meine Großeltern waren zwei von ihnen. Deshalb bin ich nach Augsburg gekommen, um an der Zeremonie im Rathaus teilzunehmen, die von Gernot RöMER initiiert wurde, dessen Andenken ich begrüße. So entdeckte ich die Heimatstadt meines Vaters. Und sofort fühlte ich eine Verbindung zwischen dieser Stadt und mir. Ich wollte sehen, wo meine Großeltern wohnten, in der Friedberger Straße 9; aber: Damals gab es eine Tankstelle. Heute gibt es nichts, denke ich, nichts als eine Einöde.
Ich machte mich jedoch nicht sofort auf die Suche nach meinen Großeltern. Erst vor kurzem habe ich beschlossen, sie zu erforschen.
Während ich hoffte, in Augsburger Zeitungen Hinweise auf ihr Leben zu finden, hatte ich die große Freude, die Titelseite der "Augsburger Allgemeinen" in Augsburg mit dem Foto von fünf Gymnasiastinnen des Maria-Ward-Gymnasiums mit einem Plakat zu entdecken: Sie hatten gerade den Rolf-Joseph-Preis gewonnen, dessen Thema lautete: Auf Spurensuche nach einer jüdischen Familie. Diese fünf Schülerinnen Ornella VARGIU, Hannah LEHMANN, Léonie WEISE, Rebekka GRAF und Maya MÜLLER hatten sich unter Anleitung ihrer Geschichtslehrerin Joanna LINSE auf die Spurensuche der Familie BERNHEIMER begeben. Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, und ich bin ihnen sehr dankbar.
Auch sie freuten sich, eine Nachfahrin von Louis BERNHEIMER zu entdecken, deren Geschichte sie nun kannten.
Sie haben durch ihre Arbeit gezeigt, dass sich die jüngeren Generationen für ihre Vergangenheit interessieren und Schlussfolgerungen aus Toleranz und Offenheit gegenüber anderen ziehen.
Darüber hinaus schätzte ich die Verfügbarkeit der Beamten des Stadtarchivs, die meine Fragen schnell beantworteten und mir viele Dokumente über meinen Großvater schickten.
Ich würde mich freuen, wenn sich einige Augsburger, deren Eltern Kontakt mit meinen Großeltern in Kontakt hatten, melden würden, damit wir uns austauschen können.
Heute bin ich nicht allein nach AUGSBURG gekommen: Meine Tochter und zwei ihrer Kinder wollten mich begleiten und so die Stadt ihrer Vorfahren entdecken. Es ist ein großer Trost für meine ganze Familie zu sehen, dass die Stadt AUGSBURG heute meinen Großvater ehren möchte, der seine Stadt und sein Land so sehr liebte.

Brigitte Bernheimer
08.11.2022

Fußnoten
  1. Gernot Römer (Hrsg.), An meine Gemeinde in Zerstreuung. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949, Wißner Verlag, Augsburg 2007, S. 188.
  2. Einen ausführlichen Bericht über das Leben in Beth Chaluz in der Friedberger Straße 9 liefert Gernot Römer in seinem Buch: Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg 1987, S. 200-204.
  3. Fritz Bernheimer wurde zweimal in einem französischen Lager gefangen gehalten. Beide Male sei es seiner Frau gelungen, ihn herauszuholen. Er starb am 16.07.1953 in Paris., vgl. Römer, An meine…, s. Anm. 1, S. 188.
  4. Ebd. S. 203.
  5. Laut eidesstattlicher Erklärung, beigelegt dem Antrag auf Wiedergutmachung von Fritz Bernheimer.
  6. Ebd.
  7. Laut Interview mit Brigitte Bernheimer.
  8. https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/1-1-9-1_1424000, abgerufen am 28.20.22 um 22:17 Uhr
  9. Eine genaue Beschreibung des RSHA Transports (Zug 901-21) befindet sich auf der Internetseite: http://www.tenhumbergreinhard.de/transportliste-der-deportierten/transportliste-der-deportierten-1942/transport-31081942-drancy.html, abgerufen am 25.09.2021 um 18:39 Uhr
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Steuerakten F-4144 und F-4150 sowie Akten der Wiedergutmachungsbehörde für Schwaben aus dem Staatsarchiv Augsburg
Akten der Familie Bernheimer sowie Hausakte „Friedberger Str. 9“ aus dem Stadtarchiv Augsburg

Internet:
Literatur:

Walter Gerlach (Hg.), Das Buch der alten Firmen der Stadt und des Industriebezirkes Augsburg im Jahre 1930, Leipzig o.J.

Gernot Römer, Die Austreibung der Juden aus Schwaben. Schicksale nach 1933 in Berichten, Dokumenten, Zahlen und Bildern, Augsburg 1987.

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.