Johann Winter

Geboren:
09.02.1891, Holzkirchen
Gestorben:
12.11.1943, KZ Natzweiler

Wohnorte

Augsburg, Gersthoferstraße Wohnwagenplatz Ziernermühle
Augsburg, Fischerholz
Auerbach im Vogtland (vermutlich)

Orte der Verfolgung

Deportation
im März 1943
nach Auschwitz

Weitertransport
in das KZ Natzweiler
Ankunft am 12. November 1943

Biografie

Johann Winter wurde am 9. Februar 1891 in Holzkirchen geboren. Von ihm gibt es einen Familienbogen im Stadtarchiv. Johann ist ein älterer Sohn von Kreszenz Winter und ein Bruder von Rupert Winter sowie von Maria Reinhardt, geb. Winter. Er kam aus Stuttgart nach Augsburg, lebte hier wie auch seine Mutter,  sein Bruder Rupert und seine Schwester Maria zumindest zeitweise. Ob seine anderen Geschwister Karl, Josef, Johanna und Rosalia auch in Augsburg lebten, ist nicht bekannt.

In den Akten des Wohlfahrtsamts von 1937 (Liste der Bewohner des Zigeunerplatzes bei der Kiernermühle)  ist als Johanns Ehefrau Marta Winter angeführt, geb.Knorreck, geboren am 23. Dezember 1899 in Rosenberg bei Ellwangen.

Johann hat auf dem "Zigeunerplatz" seine Mutter Kreszenz bei sich im Wohnwagen und auch seinen Sohn Emil,  geb. 8. Dezember 1922 in Stuttgart. Weitere Kinder leben in Württemberg, sind dort in Arbeit, wie Johann Winter gegenüber dem Wohlfahrtsamt angibt.

Johann Winter "ist vor einiger Zeit Arbeitsauftrag erteilt worden", heißt es in den Akten des Wohlfahrtsamts. D.h. er muss Zwangsarbeit leisten, und zwar beim Autobahnbau in Auerbach. Der 15jährige Sohn Emil habe gelogen, als er behauptete, ebenfalls Arbeit zu haben, heißt es in den Akten. Er werde demnächst auch "Arbeitsauftrag erhalten". (Wenn Sinti ohne feste Arbeitsstelle angetroffen wurden, konnten sie festgenommen und zu Zwangsarbeit verpflichtet werden.)  Die Mutter habe die Familie verlassen, heißt es in den Akten weiter.

Wo Johann Winter, sein Sohn und seine Mutter nach der Räumung des Wohnwagen-Lagers Anfang 1938 Wohnung finden, ist nicht bekannt. Wenn Johann Winter tatsächlich Zwangsarbeit beim Autobahnbau nahe Auerbach im Vogtland leisten musste, wird er dort wohl auch gewohnt haben. Falls er sich der Zwangsarbeit entzogen haben sollte, könnte er von der "Aktion Arbeitsscheu" 1938 betroffen sein, in der zahlreiche Sinti und Roma festgenommen wurden.

In den Augsburger Adressbüchern taucht Johann Winter ab 1940 im Fischerholz auf, zusammen mit seiner Mutter Kreszenz. Noch im Adressbuch 1943 sind beide im Fischerholz gemeldet. Dabei sind sie schon Anfang 1943 deportiert worden.

Ebenso wie sein Bruder Rupert und seine Mutter Kreszenz, wie seine Nichte Sofia Anna und deren Kinder, wie  Neffe und Nichte Ferdinand und Marie Reinhardt wird Johann Winter im März 1943  im Rahmen der von Himmler angeordneten zweiten großen Deportation von Sinti und Roma ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Im Häftlingsverzeichnis steht er unter der Nummer Z 3181; sein Name ist in einem der "Hauptevidenzbücher des Zigeunerlagers" enthalten.  Seine Frau Marta und sein Sohn Emil sind dort nicht verzeichnet.

Bis zum Herbst 1943 bleibt Johann Winter in Auschwitz. Im so genannten Zigeuner-Familienlager von Birkenau trifft er vielleicht noch auf seine greise Mutter Kreszenz und auf seinen Bruder Rupert. Dann wird Johann Winter von Auschwitz ins Konzentrationslager Natzweiler-Struthof verlegt. Im Häftlingsverzeichnis der US-Holocaust-Memorial-Museum steht, dass er am 12. November 1943 in Natzweiler ankam und am gleichen Tag verstorben ist.

Angela Bachmair

Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Familienbogen (FB):
Johann Winter

The United States Holocaust Memorial Museum
Häftlingsverzeichnis

Internet:

www.auschwitz.org

Literatur:

Angela Bachmair, Wir sind stolz, Zigeuner zu sein, Augsburg 2014.

Guenter Lewy, Rückkehr nicht erwünscht, München/Berlin 2001.

Michael Zimmermann, Rassenutopie und Genozid, Hamburg 1996.