Johann Klotz

Geboren:
31.07.1888, Friedberg
Gestorben:
29.06.1942, Hartheim bei Linz

Wohnorte

Augsburg, Krankenhausstraße 4
Augsburg, Weißenburgerstraße 1
Augsburg, Katharinengasse 12
Augsburg, Mittelstraße 13
Augsburg, Ulmer Straße 127
Augsburg, Mittlerer Lech 7
Augsburg, Oblatterwallstraße 22
Augsburg, Ludwigshafenerstraße 1
Augsburg, Wirsungstraße 96
Augsburg, Vorderer Lech
Augsburg, Weißstraße 1

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

KZ Dachau

Tötungsanstalt Hartheim bei Linz

Biografie

Johann Klotz,
geb. 31.7.1888 in Friedberg,
ledig, kath., Buchbinder,
wohnhaft Weißstraße 1 in Augsburg,
verst. 29.6.1942 in Dachau,
Opfer der Aktion 14f13, ermordet in Hartheim

Elternhaus, Familie, Beruf

Johann Klotz ist der Sohn des Friedberger Amtsgerichtsdieners Johann Klotz und seiner Frau Barbara (Babette) Klotz, geb. Rott aus Dillingen.1 Johann hat drei jüngere Schwestern2 : Anna, geb. 1892, Maria, geb. 1898 und Katharina, geb. 1915.

Er selbst erlernt den Beruf des Buchbinders und ist in dieser Tätigkeit 1918 in Rosenheim bei den Gebrüder Reischel tätig. Seit Mai 1919 ist er in Augsburg bei Buchbinder Kraus, später bei Buchbinder Staudinger nachweisbar.3

Straftaten

In den 20-er Jahren gerät er mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. 1920 kommt er für 3 Monate ins Gefängnis in Landsberg/Lech, danach ist er in Amberg und Dillingen gemeldet. Im August 1925 befindet er sich für einen Monat im Gefängnis in Laufen südlich von Freilassing.4

Per Stadtratsbeschluss vom 24. September 1925 wird Johann auf die Dauer von 2 Jahren aus Augsburg und den umliegenden Gemeinden ausgeschlossen.5 Zuvor verbüßt er eine dreimonatige Gefängnisstrafe. Die Schwere seines Vergehens kennen wir ebenso wenig wie weitere Straftaten. Es fällt auf, dass er von September bis Dezember 1925 häufig den Wohnsitz wechselt. Ab März 1927 sitzt er für 3 Monate wiederum im Gefängnis Laufen ein.6

Danach ist er in München, Stuttgart, Landshut und Kempten gemeldet. Im Mai 1930 kehrt Johann kurz nach Augsburg zurück, zieht aber dann umgehend nach Friedberg.

Auf Wanderschaft

Vom Juli 1929 bis August 1935 ist Johann beständig auf Arbeitssuche in Süddeutschland und kehrt nur für kurze Zeit nach Friedberg bzw. Augsburg zurück. Der über ihn angelegte Vorstrafenakt vom 30. April 1935 ist uns nicht bekannt.

Am 28. Oktober 1936 verlässt er Augsburg wieder. Sein letzter Wohnsitz in Augsburg ist die Weißstraße 1.

Einlieferung ins KZ und "Invalidentransport" nach Hartheim

Im 18.12.1941 wird Johann Klotz als Häftling Nr. 288957 ins KZ Dachau eingeliefert.

Schreibstubenkarte des KZ Dachau. (Arolsen Archives)

Am 6.Mai 1942, also ein knappes halbes Jahr später, wird Johann Klotz gemeinsam mit weiteren 118 Häftlingen der Buchstaben G-K im Rahmen der Aktion 14f138 , getarnt als „Invalidentransport“, in die frühere Tötungsanstalt Hartheim verbracht, wo er unverzüglich der Vergasung zugeführt wird.

"Invalidentransport" nach Hartheim 1942, Johann Klotz als Nr. 104. (Arolsen Archives)

Im Verlauf der „Sonderbehandlung 14f13“ wurden nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge selektiert. Die Aktion startete unmittelbar nach Beendigung der Aktion T4. Kranke und arbeitsunfähige Gefangene wurden in Dachau direkt aus den Revieren und Blocks zusammengeholt und in ein Ärztezimmer geführt. Die Häftlinge wurden aber nicht untersucht, sondern die Selektion wurde rein nach ihrem Aussehen vorgenommen.

Die Häftlinge mussten sich im Häftlingsbad ausziehen, ihre Krücken, Prothesen, Brillen und Kleider ablegen und wurden mit alter Kleidung ausgestattet. Anschließend wurden diese Häftlinge auf LKWs verladen und abtransportiert9

Die erste der 5 „Wellen“ (15.1.-3.3.42) der Aktion 14f13 umfasste 15 Transporte mit 1452 Häftlingen, die zweite (4.5.-11.6.42) sechs Transporte mit 561 Häftlingen, die dritte (10.8.-12.8.42) zwei Transporte mit 181 Häftlingen, die vierte (7.10. – 14.10.42) drei Transporte mit 330 Häftlingen, die fünfte (27.11.-8.12.42) sechs Transporte mit 69 Häftlingen.

Johann Klotz befindet sich auf einem der 6 Transporte der 2. Welle. Mit ihm auf dem gleichen Transport befindet sich auch ein weiterer Augsburger, Georg Kantmann.10

Fingierter Todesort, Todeszeitpunkt, Todesursache

Auf seiner Todesurkunde wird sein Sterbedatum auf den 29. Juni 1942 in Dachau festgesetzt.11 . Als Todesursache wird „Versagen von Herz und Kreislauf bei Darmkatarrh“ angegeben.

Todesort, Todesursache und Todeszeitpunkt sind fingiert12 , um die Massenmorde der Aktion 14f13 zu vertuschen. Sämtliche Todesurkunden der Aktion wurden in Dachau ausgestellt.

Wo Johann Klotz begraben ist, wissen wir nicht. Wir wollen an ihn mit dieser Biografie und einem Stolperstein erinnern.

Biografie erstellt von: © Dr. Bernhard Lehmann, Gegen Vergessen – Für Demokratie RAG Augsburg-Schwaben

Fußnoten
  1. StadtAA, MK 1 Johann Klotz und StadtAFried, Familienstandszeugnis vom 20.5.1941. Klotz Johann war Gefängnisverwalter. geb. am 17.2.1858 zu Honsolgen/Schwaben, römisch-katholisch, gestorben zu Friedberg am 30.4.1941. Er war verheiratet mit Rott Babette, geboren am 17.12.1865 in Dillingen, gestorben am 26. September 1929 in Friedberg.
  2. StadtAFried, MK Johann Klotz.
  3. Ebenda.
  4. Ebenda.
  5. Ebenda.
  6. StadtAFried, MK Johann Klotz.
  7. ITS Bad Arolsen, Klotz Johann.
  8. Zur Aktion 14f13 vgl. Florian Schwanninger, „Wenn du nicht arbeiten kannst, schicken wir dich zum Vergasen.“ Die „Sonderbehandlung 14f13“ im Schloss Hartheim 1941–1944, in: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Auflage, Linz 2008, S. 155-208.
  9. Zur Aktion 14f13 vgl. Florian Schwanninger, „Wenn du nicht arbeiten kannst, schicken wir dich zum Vergasen.“ Die „Sonderbehandlung 14f13“ im Schloss Hartheim 1941–1944, in: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Auflage, Linz 2008, S. 191.
  10. Seine Biografie ist ebenfalls im online Gedenkbuch eingestellt: https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/georg-kantmann/.
  11. Archiv der KZ Gedenkstätte Dachau, Sterbebuch 2342/42; ITS Bad Arolsen, Johann Klotz.
  12. Zur Aktion 14f13 vgl. Florian Schwanninger, „Wenn du nicht arbeiten kannst, schicken wir dich zum Vergasen.“ Die „Sonderbehandlung 14f13“ im Schloss Hartheim 1941–1944, in: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Auflage, Linz 2008, S. 155-208.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten 1 (MK 1):
– Johann Klotz

Archiv der KZ Gedenkstätte Dachau
– Sterbebuch 2342/42

Arolsen Archives
– Johann Klotz

Stadtarchiv Friedberg (StadtAFried)
Meldekartei (MK):
– Johann Klotz
– Familienstandszeugnis vom 20.5.1941

Literatur:

Stanisław Kłodziński, Die „Aktion 14f13“. Der Transport von 575 Häftlingen von Auschwitz in das „Sanatorium Dresden“, in: Götz Aly (Hg.), Aktion T4 1939–1945. Die „Euthanasie“-Zentrale in der Tiergartenstraße 4, Berlin 1987.

Astrid Ley, Vom Krankenmord zum Genozid. Die „Aktion 14f13“ in den Konzentrationslagern, in: Dachauer Hefte 25 (2009), S. 36–49.

Wolfgang Neugebauer, Die „Aktion T4“, in: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Auflage, Linz 2008, S. 17-34.

Florian Schwanninger, „Wenn du nicht arbeiten kannst, schicken wir dich zum Vergasen.“ Die „Sonderbehandlung 14f13“ im Schloss Hartheim 1941–1944, in: Brigitte Kepplinger, Gerhart Marckhgott, Hartmut Reese (Hg.), Tötungsanstalt Hartheim, 2. Auflage, Linz 2008, S. 155-208.