Augsburg, Mendelssohnstraße 1/II
Augsburg, Pestalozzistraße 16/III
Augsburg, Ulmer Straße 228
Deportation
am 2. April 1942
von Augsburg
über München-Milbertshofen
nach Piaski
Jenny Schajndel Zebrak, geb. Slon wurde am 1.1.1890 (russische Zeitrechnung?) in Kaluszyn bei Warschau geboren (oder in Galizien?)1 . Am 19.6.1922 heiratete sie Josef Zebrak in Augsburg. Jenny Zebrak unterzeichnete die Heiratsurkunde mit drei Kringeln.2
„In Kaluszyn, einem Ort mit über 80 % jüdischer Bevölkerung, arbeiteten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Schneider, Schuhmacher, Pelz- und Holzhändler. (…) Es gab dort keine Schulen. Das Analphabetentum erreichte 90%, unter den Frauen noch mehr.“3
In der Augsburger Meldekartei wird als frühere Staatsangehörigkeit „Polnisch“ angegeben, kein Beruf, und als Wohnort Augsburg, Ulmer Straße 228 (Stadt AA).4 Aus der Ehe gingen vier (fünf?) Kinder hervor: Moritz (geb. 1923), Hedwig (geb. 1925), Rosa (geb. 1927) und Paula (geb.1930).
Laut Deportationsliste Nr. 36 wurde sie am 4.4.1942 unter der Nummer 666 mit den drei Töchtern von Milbertshofen in München in das „Getto Piaski“ im Distrikt Lublin, ein KZ-Zwischenlager, deportiert.5
Als vermutliches Sterbedatum wird manchmal genannt der 3.4.1942 – allerdings ist das nicht möglich, da der 2. Münchner Transport von 989 Personen am 3.4.1942 von München aus per Bahn nach Piaski erfolgte.6 Nach der dortigen Ankunft am 6.4.1942 wurden die Juden in den folgenden Wochen nach Belzec, nahe Lublin, in ein getarntes KZ-Vernichtungslager gebracht, wo vermutlich am 17.4.1942 die erste große Tötungsaktion mit Gas stattfand. Der Lagerkommandant in Belzec war der ehemalige T4-Kommandant Christian Wirth.7
Im Verzeichnis von Yad Vashem existiert ein Eintrag aus dem Jahre 2010 zu Genny (sic) Zebrak mit Übereinstimmungen zu obigen Angaben, vorgenommen von einer Nichte namens Genia Niwczynski Slon, wohnhaft bei Lyon.8
Mein Brief an Frau G. Niwczynski Slon vom 26.8.2017 wurde nicht beantwortet, kam aber auch nicht zurück.
Claudia Huber
Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten II (MK II):
– Josef Zebrak
Heiratsurkunde/Aufgebotsverzeichnis
– Nr. 1058
Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de996811 (aufgerufen am 18.12.2017)
http://www.jewishgen.org/Yizkor/kaluszyn/kal009.html#Page15 (aufgerufen am 18.12.2017)
http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420404.html (aufgerufen am 18.12.2017)
http://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-36.jpg (aufgerufen am 18.12.2017)
http://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-37.jpg (aufgerufen am 18.12.2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/Vernichtungslager_Belzec (aufgerufen am 18.12.2017)
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_lastName=zebrak&s_firstName=jenny&s_place= (aufgerufen am 18.12.2017)