Iwan Welitschko

Geboren:
05.07.1932, Kiew/Ukraine
Gestorben:
Todestag und Todesort nicht bekannt

Wohnorte

Kiew/Ukraine

Orte der Verfolgung

Zwangsarbeiter im Eisenbahndepot, Augsburg-Hochfeld

Biografie
Iwan Welitschko.

Iwan Welitschko, geb. am 5.7.1932 in Kiew/Ukraine
Zwangsarbeiter mit 11 Jahren im Eisenbahndepot in Augsburg-Hochfeld,
die gesamte Familie leistet Zwangsarbeit in Augsburg

Iwan wird am 15. September 1943 nach Deutschland deportiert, zusammen mit der gesamten Familie: seine Oma, seine Mutter, seine Schwester und er selbst. Die Schwester ist gerade einmal 4 Jahre alt. Mit der Familie müssen sie im Eisenbahndepot in Augsburg-Hochfeld arbeiten und sind im Zwangsarbeiterlager Göggingen, Bahnstraße 51, untergebracht.1 Die Belege für sich und seine Familie erhält er aus dem Stadtarchiv Augsburg. Iwan ist gerade mal 11 Jahre alt, als er nach Augsburg kommt. Er wird von den Experten der Stiftung befragt, ob er habe arbeiten müssen. Nur hin und wieder habe er das Depot aufräumen müssen, erwidert er.

Für die ukrainischen Experten ist das die falsche Antwort. Er hat ohnehin keinen Antrag auf Entschädigung gestellt, und als die Dokumente aus Augsburg kommen, ist es dafür zu spät. Seine Berufung wird abgelehnt, und jetzt war er zu ehrlich, daher bekommt er dafür, dass er in Deutschland zwangsweise im Lager leben musste und keine Ausbildung erhielt, keinen Cent Entschädigung. Ist das gerecht?

Iwan Welitschko.

In die Ukraine kehrt er 1945 nur mit seiner Oma zurück. Die Mutter hat es vorgezogen, nicht dorthin zurückzukehren. Sie nimmt Iwans Schwester mit nach Australien. Iwan lehnt dies ab, er will in seine Heimat zurück. Hätte er geahnt, dass er verschweigen muss, dass er in Deutschland war, um eine Ausbildung machen zu können, hätte er gewusst, welchen Pressionen seine Oma nach der Rückkehr ausgesetzt wurde, dann wäre er wirklich lieber mit der Mama nach Australien ausgewandert. Die Oma bekommt keine Rente, so muss er schließlich bei einer entfernten Verwandten aufgezogen werden.

Ich übergebe Iwan das Geld, das meine Geschichtsklasse 7c für ihn gesammelt hat, gemeinsam mit einem Bild der Klasse. Iwan ist hocherfreut, die Tränen stehen ihm in den Augen. „Sagen Sie viele liebe Grüße an Ihre Klasse, es ist wichtig, dass die jungen Menschen unser Schicksal nie vergessen! Spassiba!“ Die anderen anwesenden Opfer sind von der Initiative der Klasse 7c des Paul-Klee-Gymnasiums so gerührt, dass sie alle ein Foto von der Klasse haben wollen.

Bericht erstellt von Dr. Bernhard Lehmann StD Gegen Vergessen – Für Demokratie RAG Augsburg-Schwaben

Fußnoten
  1. Auskunft Stadtarchiv Augsburg, Herr Feuerer vom 20.4.2020.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Besuch in Kiew 2006.

Auskunft Stadtarchiv Augsburg, Herr Feuerer vom 20.4.2020.