Ida Bach, geb. Frankfurter

Geboren:
28.02.1875, Stuttgart
Gestorben:
05.12.1943, Theresienstadt

Wohnorte

Stuttgart
Göppingen
Ulm
Augsburg, Burgkmairstraße 2
Augsburg, Prinzregentenstraße 7
Augsburg, Bahnhofstraße 18 1/5

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 5. August 1942
von München-Milbertshofen
nach Theresienstadt

Biografie
Ida Bach, geb. Frankfurter. (Stadtarchiv Augsburg)

Ida Bach, geb. Frankfurter

Familie Frankfurter

Die Eltern von Ida Bach, geb. Frankfurter kamen Ende der 1870er Jahre von Stuttgart nach Göppingen, wo Idas Vater Heinrich Frankfurter (29.1.1838–27.4.1901) 1896 in der Bahnhofstraße eine Mechanische Buntweberei eröffnete.1 Heinrich und seine Frau Dorothea, geb. Gutmann (28.3.1843–6.2.1918), welche aus Jebenhausen stammte, bekamen sechs Kinder, die alle in Stuttgart geboren wurden. Moritz (24.3.1865–3.2.1869)2 kam als erster Sohn zur Welt, starb aber schon im Kleinkindalter. Darauf folgten Sigmund (15.3.1866–1.11.1942)3 , Jakob (27.1.1868–10.12.1942)4 , Max (18.8.1869–8.5.1918)5 , Mathilde (18.3.1873–2.6.1932)6 und zuletzt Ida (28.2.1875–5.12.1943)7

Leben von Ida Bach, geb. Frankfurter

Ida Frankfurter wurde in eine wohlhabende und angesehene Familie geboren.8 Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Mit 21 Jahren heiratete sie am 25. Mai 1896 den aus Altenstadt an der Iller stammenden Leopold Bach, der am 23. Dezember 1862 geboren war.9 Die Ehe blieb kinderlos. Das Paar lebte in Ulm, wo ihr Ehemann am 29. Januar 1907 mit nur 44 Jahren verstarb.10 Am 11. April 1910 kam die Witwe nach Augsburg, wo sie zunächst in der Burgkmairstraße 2 im ersten Stock bei Familie Albertshauser wohnte. Später zog sie am 2. August 1926 in die Prinzregentenstraße 7 zu ihrer Schwester Mathilde und ihrem Schwager Max Bach (19.9.1859–30.11.1940)11 .12

Buntweberei Gebr. Frankfurter in Göppingen. (Foto: Antifaschistische Gruppe Göppingen)

Im Jahr 1938 wurde die Familie Opfer der „Arisierung“. Die Göppinger Familie Frankfurter, Eigentümer der gleichnamigen Buntweberei, musste nach einer massiven Intervention des württembergischen Wirtschaftsministeriums die Firma an die NS-Parteimitglieder Munz und Öhme verkaufen.13

Ida Bach wurde sehr wahrscheinlich gezwungen in die Bahnhofstraße 18 1/5 umzuziehen. Außerdem musste sie vom 26. Mai 1942 bis zum 21. Juli 1942 Zwangsarbeit in der Ballonfabrik Augsburg leisten.14 Am 5. August 1942 wurde sie von München nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 5. Dezember 1943 starb.15 Vor der Deportation wurde sie gezwungen ihren Besitz abzugeben.16 Nach 1945 wurde von Verwandten ein Entschädigungsverfahren geführt, sie erhielten einen Geldbetrag zugesprochen.17

In der Gedenkstätte im Augsburger Rathaus wird an Ida Bach erinnert.

Bruder Sigmund Frankfurter

Idas Bruder Sigmund (15.3.1866–1.11.1942) lebte mit seiner aus Augsburg stammenden Frau Hedwig, geb. Epstein (5.9.1877–16.5.1944) in Göppingen. Sie waren gesellschaftlich sehr engagiert und angesehen. Ihr Freundeskreis erstreckte sich über die konfessionellen Grenzen hinaus. 1901 kam Heinrich als erster Sohn des Paares zur Welt. Zehn Jahre später wurde dessen Bruder Richard geboren. Beide Kinder qualifizierten sich als Textilingenieure und übernahmen im Unternehmen der Familie, der Buntweberei Gebr. Frankfurter, führende Positionen. In der Pogromnacht wurden Sigmund und Richard Frankfurter verhaftet: Der Vater wurde ins Göppinger Gefängnis eingeliefert, der Sohn ins KZ Dachau. Nach seiner Entlassung aus Dachau wurde er nochmals verhaftet und ins sog. Schutzhaftlager Welzheim gebracht. Ihm gelang es jedoch mit seiner Frau und seinen Kindern nach Peru zu flüchten.18

Der ältere Sohn Heinrich war mit seiner Frau Ilse kurz vor der Pogromnacht nach Palästina gereist. Sie schafften es, nach dem 9. November 1938 ihre beiden Kinder nachzuholen. Die Eltern Sigmund und Hedwig versuchen ebenfalls nach Palästina auszuwandern; dies konnten sie ebenso wenig verwirklichen wie eine Ausreise nach Peru.19 Am 22. August 1942 wurden Sigmund und Hedwig Frankfurter nach Theresienstadt deportiert.20 Er starb dort am 1. November 1942, seine Frau wurde am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt und ermordet.21

Bruder Jakob Frankfurter

Auch Jakob Frankfurter war zunächst im Unternehmen der Familie tätig, schied aber 1932 aus und zog nach Stuttgart.22 In der NS-Zeit lebte er dann bei seinem Bruder Sigmund und dessen Frau Hedwig in der Göppinger Lutherstraße 11. Auch er wurde am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 10. Dezember 1942.23

Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Jaqueline Enzi, Schülerin des Oberstufenjahrgangs 2018/2020 am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, im Rahmen des W-Seminars „Jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Großraum Augsburg“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Fußnoten
  1. Klaus Maier-Rubner, Die Buntweberei Gebr. Frankfurter. Die Arisierung des Unternehmens und das Schicksal der Familie Frankfurter, Göppingen 2014, S. 6f.
  2. https://www.geni.com/people/Moritz-Frankfurter/6000000029654791226 (aufgerufen am 31.10.2019).
  3. https://www.geni.com/people/Sigmund-Frankfurter/6000000025121943906 (aufgerufen am 31.10.2019).
  4. https://www.geni.com/people/Jakob-Frankfurter/6000000025121852142 (aufgerufen am 31.10.2019).
  5. https://www.geni.com/people/Max-Frankfurter/6000000025122151855 (aufgerufen am 31.10.2019).
  6. https://www.geni.com/people/Mathilde-Bach/6000000025122033840 (aufgerufen am 31.10.2019).
  7. https://www.geni.com/people/Ida-Bach/6000000025121782201 (aufgerufen am 31.10.2019); StadtAA, MB Ida Bach.
  8. Klaus Maier-Rubner, 2014, S. 6ff.
  9. StadtAA, MB Ida Bach.
  10. StadtAA, MB Ida Bach; StAA, Wiedergutmachungsakten Ida Bach.
  11. https://www.geni.com/people/Max-Bach/6000000025553166337 (aufgerufen am 31.10.2019).
  12. StadtAA, MB Ida Bach.
  13. http://antifagp.blogsport.eu/2014/12/02/arisierung-der-buntweberei-gebr-frankfurter-in-goeppingen/.
  14. Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung“. Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 181.
  15. StadtAA, MB Ida Bach; https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420603.html; https://www.statistik-des-holocaust.de/II22-2.jpg.
  16. StAA, Wiedergutmachungsakten Ida Bach; BayHStA, LEA 4827.
  17. StAA, Wiedergutmachungsakten Ida Bach; BayHStA, LEA 4827.
  18. http://www.stolpersteine-gp.de/frankfurter-hedwig-und-sigmund/ (aufgerufen am 03.11.2019).
  19. http://www.stolpersteine-gp.de/frankfurter-hedwig-und-sigmund/ (aufgerufen am 03.11.2019).
  20. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868191; https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868167.
  21. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868167.
  22. Klaus Maier-Rubner, 2014, S. 6f.
  23. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868177.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA)**
**Landesentschädigungsamt (LEA):
– 4827

Staatsarchiv Augsburg (StAA)
– Wiedergutmachungsakten Ida Bach

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldebogen (MB):
– Ida Bach

Internet:
Literatur:

Gernot Römer (Hg.), "An meine Gemeinde in der Zerstreuung". Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941-1949 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.

Klaus Maier-Rubner, Die Buntweberei Gebr. Frankfurter. Die Arisierung des Unternehmens und das Schicksal der Familie Frankfurter, Göppingen 2014, S. 6f.