Gabriel Winter

Geboren:
09.05.1937, Augsburg
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Auschwitz

Wohnorte

Augsburg, Donauwörther Straße 2
Augsburg, Brentanostraße 20
Stuttgart
Bad Cannstatt
Augsburg, Donauwörther Straße 2
Wuppertal
Augsburg, Fischerholz
Augsburg, Donauwörther Straße 83
Augsburg, Feldstraße 30

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
in das KZ Dachau
Ankunft am 11. März 1943

Weitertransport
nach Auschwitz
Ankunft am 14. März 1943

Erinnerungszeichen

Am 10. November 2017 wurde ein Erinnerungsband für die Familie Winter in der Donauwörther Straße 83 angebracht, gestiftet von der Familie Schwarzbäcker.

Biografie

Gabriel Winter ist das erste Kind von Sofia Anna Winter. Der Name seines Vaters ist unbekannt.

Gabriel wurde am 9. Mai 1937 in Augsburg geboren, in der Donauwörther Straße 2. Das war das Gasthaus "Äußerer Zoll" von Josef Gleich, in dem offenbar immer wieder Sinti Wohnung nahmen.

Als Baby befindet sich Gabriel Ende 1937 mit seiner Mutter bei deren Familie (den Eltern Franz und Maria Reinhardt und den Geschwistern Ferdinand und Marie) im Wohnwagen auf dem "Zigeunerplatz" Kiernermühle an der Gersthoferstraße. Mitarbeiter von Wohlfahrtsamt und Polizei machen dort einen Kontrollbesuch, registrieren die unzureichenden hygienischen Bedingungen und empfehlen, die Kinder aus den Familien zu nehmen. Gabriels Mutter soll "zum Arbeitsauftrag vorgeführt", also zu Zwangsarbeit verpflichtet werden. 1938 wird das Lager von der Polizei geräumt.

Gabriels Mutter kommt in der Brentanostraße 20 unter, "mit Sohn" ist sie dort am 31. März 1938 gemeldet. Von dort reist sie nach Stuttgart und Bad Cannstatt, kommt erst Ende Oktober 1938 wieder nach Augsburg zurück. Sie nimmt wieder im Gasthof "Äußerer Zoll" Wohnung. Wahrscheinlich hat sie den kleinen Gabriel bei sich.

Auf dessen Meldekarte ist im April 1939 ein zweiwöchiger Aufenthalt in Wuppertal vermerkt. Auch seine Tante Marie Reinhardt, die jüngere Schwester seiner Mutter, ist am 15. April nach Wuppertal gereist. Es sieht so aus, als habe sie den Kleinen mitgenommen.

Danach kommt Gabriel wieder nach Augsburg zurück, vermutlich zur Mutter, die zuerst im Fischerholz, dann ab Oktober 1939 in der Donauwörther Straße 83 und der Feldstraße 32 gemeldet ist. (Die Feldstraße 32 existiert laut Adressbuch nicht, es wird sich wahrscheinlich um die Feldstraße 30, das Gaswerks-Gelände, handeln). Im Jahr 1940 bekommt Gabriel einen kleinen Bruder, Karl, und 1942 noch ein Schwesterchen, Roswitha.

In Gabriels Meldekarte steht dann: "11.3.43: nach Dachau KZ mit Mutter".

Von der zweiten großen Deportation der Sinti und Roma ins Vernichtungslager Auschwitz im Frühling 1943 sind auch Gabriel und seine Verwandten betroffen.  Der jetzt fast sechsjährige Bub kommt am 14. März 1943 in Auschwitz an, zusammen mit seinem kleinen Bruder Karl und den Onkeln seiner Mutter, Rupert und Johann Winter; zusammen mit Roswitha, seiner Mutter und deren Großmutter Kreszenz Winter.

Mit ihnen wird er sicher im so genannten Zigeuner-Familienlager von Auschwitz-Birkenau untergebracht, wo Tausende an Hunger, Seuchen und Gewalt sterben. Auch Gabriel ist dort 1943 oder 44 gestorben, wann genau, ist nicht vermerkt.

Auf seiner Augsburger Meldekarte steht mit Datum 1948  "nach unbekannt verzogen".

Angela Bachmair

Angehörige
Quellen- und Literaturverzeichnis
Internet:

www.auschwitz.org

www.its-arolsen.org

Literatur:

Angela Bachmair, Wir sind stolz, Zigeuner zu sein, Augsburg 2014.

Guenter Lewy, Rückkehr nicht erwünscht, München/Berlin 2001.

Michael Zimmermann, Rassenutopie und Genozid, Hamburg 1996.