Frieda Dampf

Geboren:
26.01.1899, Buttenwiesen (LK Dillingen a. d. Donau)
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, Auschwitz

Wohnorte

Buttenwiesen
Augsburg, Bäckergasse 5
Augsburg, Heilig-Grab-Gasse 4
Augsburg, Hennchstraße 3
Augsburg, Ulmerstraße 178
Augsburg, Kaiserstraße 39 (heute Konrad-Adenauer-Allee)
Augsburg, Bäckerstraße 10a
Augsburg, Geisbergstraße 14 (heute Reichenbachstraße)

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 8. oder 9. März 1943
von Augsburg
über München-Berg am Laim
nach Auschwitz

Biografie

Frieda Dampf, geb. 26.01.1899 in Buttenwiesen,
ermordet in Auschwitz 1943

Der Geburtsort Buttenwiesen

Die Gemeinde Buttenwiesen liegt im schwäbischen Teil Bayerns und wurde schon Mitte des 16. Jahrhunderts zur Heimat einiger Juden.1 Die Gemeinde entwickelte sich zu einer großen Kultusgemeinde, die eine Synagoge, einen Friedhof und ein Ritualbad besaß. In der Mitte des 19. Jahrhunderts fanden knapp 500 Juden hier ihr Zuhause. In den folgenden Jahrzehnten verringerte sich die Mitgliederzahl jedoch deutlich, da 1861 Niederlassungsbeschränkungen für Juden im Königreich Bayern aufgehoben wurden und viele in die Städte zogen. Als Frieda Dampf am 26. Januar 1899 geboren wurde, hatte die Gemeinde noch etwa 200 Mitglieder.2

Frieda Dampf und ihre Familie

Frieda Dampf

Sie war das jüngste von sechs Kindern von Moritz und Babette Dampf, geb. Oberdorfer.3 Die Familie zog am 29. November 1911 nach Augsburg in die Bäckergasse 5 (A341).4 Frieda machte vom 11. August 1913 bis zum 30. September 1915 eine Ausbildung bei der Fa. Moritz Leiter zur Putzarbeiterin/Modistin. In dieser Zeit befand sich das Geschäft in der Bürgermeister-Fischer-Straße 5.5 Modistinnen fertigten Kopfbedeckungen insbesondere für Damen an.6 Nach Beendigung der Ausbildung wurde sie von der Firma übernommen.7 Am 15. März 1917 zog Frieda zusammen mit ihren Eltern in die Heilig-Grab-Gasse 4.8 Nach dem Tod ihrer Eltern9 wohnte sie bei ihrem Bruder Elias in die Hennchstraße 3.10 Dort wurde am 7. Dezember 1934 ihr Sohn Manfred geboren. Mit dem Kindsvater Sebastian Wittmann war sie nicht verheiratet.11 Warum sie am 2. August 1937 nach Kriegshaber in die Ulmer Straße 178 zu Fanny Mändle zog, ist nicht bekannt12 , genauso wenig wie der erneute Umzug am 3. Februar 1939 in die Kaiserstraße 39.13

Dort hielt sie sich dann für drei Jahre auf. Am 12. Oktober 1942 wechselte sie wieder ihren Wohnsitz, und zwar in die Bäckerstraße 10a.14 Auf der Meldekarte ist für den 27. Oktober 1942 der Eintrag „unbekannt verzogen“15 vermerkt. Da auf der Deportationsliste vom 13. März 1943 als Wohnort Geisbergstraße 14 (heute Reichenbachstraße) angegeben ist, musste sie offenbar im Oktober 1942 in das dortige Barackenlager umziehen. Vom 28. August 1942 bis 3. März 1943 musste sie Zwangsarbeit in der Ballonfabrik leisten.16 Sie wurde am 8./9. März 1943 von Augsburg über München nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.17

Ihr Sohn Manfred Dampf

In der Zeit als Frieda in der Hennchstraße 3 bei ihrem Bruder Elias wohnte, gebar sie, wie bereits erwähnt, am 7. Dezember 1934 ihren unehelichen Sohn Manfred. Der Vater war durch eine erste Recherche im Stadtarchiv Augsburg nicht herauszufinden, aber Akten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs belegen, dass es sich bei dem Vater um Sebastian Wittmann handelte.18 Nach der Deportation der Mutter lebte er bei seiner Tante Berta Künzel, geb. Dampf und deren Familie in Augsburg. Er wurde zusammen mit seiner Tante Berta und seiner Cousine Erna 1945 von Augsburg nach Theresienstadt deportiert. Seine Tante hatte ihn als ihr eigenes, uneheliches Kind ausgegeben. Alle drei überlebten die Deportation und wanderten nach dem Krieg nach Bogota, in die Hauptstadt Kolumbiens, aus.19 Manfred und seine Tante fanden bei Elias, seinem Onkel und ihrem Bruder, Unterkunft sowie Schutz, bis sie später nach Amerika auswanderten.20 Manfred konnte sich in den Vereinigten Staaten eine Existenz aufbauen und heiratete schließlich auch in den USA. Er starb bei einem Arbeitsunfall 1972 im Alter von 38 Jahren.21

Geschwister von Frieda Dampf

Bruder Elias

Elias Dampf ist der einzige Bruder von Frieda, er wurde am 24. Juni 1895 in Buttenwiesen, der Geburtsgemeinde aller Kinder, geboren.22 Er verbrachte seine Kindheit zusammen mit seinen Geschwistern und seinen Eltern in Buttenwiesen und übersiedelte mit seiner Familie 1911 nach Augsburg. Er arbeitete als Zuschneider und war somit wie seine Schwester Frieda im Textilbereich tätig.23 Zuschneider waren für die Herstellung von Bekleidungen verantwortlich.24 Der Umzug in die Stadt war hinsichtlich der beruflichen Situation für beide wohl begünstigend. Am 29. November 1912 zog er zu seinen Eltern und seiner Schwester in die Bäckergasse 5.25 Zwei Jahre später begann der erste Weltkrieg in Europa und Elias musste für das Militär des damaligen Kaiserreichs dienen. Nach vier erbitterten Kriegsjahren kam Elias am 26. November 1918 wieder zurück nach Augsburg. Er lebte ab diesem Zeitpunkt wieder bei seinen Eltern und seiner Schwester Frieda in der Heilig-Grab-Gasse 4.26 Dort verbrachte Elias einige Zeit, bis er am 17. März 1922 Carolina Schützmaier heiratete und zu ihr in die Georgenstraße 27 zog. Seine Frau Carolina trat in Augsburg zum jüdischen Glauben über, und fast genau neun Monate nach der Hochzeit wurde Elias am 16. Dezember 1922 Vater einer Tochter namens Marga.27 Die Familie lebte knapp sechs Jahre in der heutigen Heilig-Grab-Gasse, bis sie am 4. September 1928 in die Hennchstraße 3 umzogen. Elias‘ Schwester Frieda lebte mit ihnen ab Dezember desselben Jahres zusammen.28 Elias, Carolina und Marga wanderten 1938 nach Bogota in Kolumbien aus.29

Schwester Hedwig

Hedwig Dampf war die Schwester von Elias und Frieda Dampf und wurde am 4. Mai 1894 ebenfalls in Buttenwiesen geboren.30 Über ihre Kindheit in der jüdischen Gemeinde Buttenwiesen ist mangels Akten nichts bekannt. Am 15. Januar 1913 kam sie von München nach Augsburg, um bei der Witwe Josefa Obermayer in der Ludwigstraße 20 als Köchin zu arbeiten. Hier wohnte sie kurzzeitig auch, bevor sie am 6. Juni bei ihren Eltern in der Bäckergasse 5 einzog und wieder mit ihren jüngeren Geschwistern Frieda und Elias zusammenlebte. Mit dem Umzug der Eltern in die Heilig-Grab-Gasse 4 fand sie ab dem 17. März 1917 nochmals bei ihren Eltern eine Unterkunft.31 Sie heiratete am 17. Januar 1942 Otto Rödelheimer in Augsburg.32 Nur wenige Monate später wurden beide am 2. April von Augsburg nach Piaski deportiert und ermordet.33

Schwester Berta

Berta wurde am 3. Februar 1893 in Buttenwiesen geboren. Sie kam wie ihre Schwester Hedwig zu einem späteren Zeitpunkt als ihre Eltern nach Augsburg.34 Über ihre Kindheit bzw. über den Zeitraum, als sie in Buttenwiesen lebte, ist anhand der Akten nichts bekannt. Jedoch kam sie am 9. Januar 1914 von Ichenhausen, einer Stadt im schwäbischen Landkreis Günzburg, nach Augsburg, und ab diesem Zeitpunkt war sie bei ihren Eltern in der Bäckergasse 5 wohnhaft.35 Berta wechselte in den Jahren 1917 und 1918 öfter ihren Augsburger Wohnsitz.36 In dieser Zeit kam am 10. Juli 1917 ihre Tochter Erna zu Welt.37 Sie heiratete Hans Künzel am 24. April 1920.38 Durch die „Mischehe“ wurden sie und ihre Tochter erst im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert. Da sie ihren Neffen Manfred, dessen Mutter Frieda nach Ausschwitz deportiert worden war39 , als ihr eigenes uneheliches Kind ausgab, „rettete [sie] ihn so vor Ausschwitz“40 , wie Marga, die Tochter von Elias Dampf, berichtete.41 Nach dem Krieg 1947 wanderten Berta und ihr Mann Hans zusammen mit ihrem Neffen Manfred nach Bogota zu Bertas Bruder Elias aus. Von dort aus emigrierten sie zu einem späteren Zeitpunkt nach Amerika, wo ihre Tochter Erna mit ihrem Ehemann lebte. Nach dem Tod von Hans Künzel zog Berta zurück nach Deutschland. Sie wohnte in Friedberg bei Augsburg und starb dort am 6. Juni 1964 im Alter von 71 Jahren.42

Schwestern Ida und Maria

Ida und Maria waren die ersten Kinder der Familie Dampf, die aber beide bereits im Kindesalter starben: Maria wurde am 11. August 1890 in Buttenwiesen geboren, starb jedoch schon am 28. Januar 1891 im Alter von fünf Monaten. Friedas Schwester Ida, die am 1. August 1891 geboren wurde, verstarb am 20. Januar 1903 im Kindesalter mit knapp zwölf Jahren.43

Erinnerungsort

An Frieda Dampf wird in der Gedenkstätte im Augsburger Rathaus erinnert.

Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Angelo Drechsler, Schüler des Oberstufenjahrgangs 2018/2020 am Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, im Rahmen des W-Seminars „Jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Großraum Augsburg“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Fußnoten
  1. http://jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/a-b/521-buttenwiesen-schwaben-bayern (aufgerufen am 17.10.2019); http://www.alemannia-judaica.de/buttenwiesen_synagoge.htm (aufgerufen am 17.10.2019).
  2. http://jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/a-b/521-buttenwiesen-schwaben-bayern (aufgerufen am 17.10.2019); Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, September 2019. Das bei Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 201 angegebene Geburtsdatum 23.09.1892 stimmt nicht, vgl. auch: StadtAA, FB Frieda Dampf.
  3. Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, September 2019.
  4. StadtAA, MB Moritz Dampf.
  5. StadtAA, FB Frieda Dampf; Adreß-Buch der Stadt Augsburg für das Jahr 1914, Augsburg 1914. Der Standort der Firma wechselte öfter, siehe Eintrag: https://gedenkbuch-augsburg.de/biography/karl-leiter/.
  6. https://educalingo.com/de/dic-de/modistin (aufgerufen am 01.11.2019).
  7. StadtAA, FB Frieda Dampf.
  8. Ebd.
  9. Ihr Vater Moritz Dampf war am 03.07.1918 gestorben, ihre Mutter Babette Dampf, geb. Oberdorfer, am 11.03.1925, siehe: StadtAA, MB Moritz Dampf.
  10. StadtAA, FB Frieda Dampf.
  11. BayHStA, LEA 44178, EG 122016.
  12. StadtAA, MK II Frieda Dampf.
  13. Ebd.
  14. StadtAA, MK II Frieda Dampf.
  15. Ebd.; Benigna Schönhagen, Die zweite jüdische Gemeinde von Augsburg 1861-1943, in: Michael Brenner, Sabine Ullmann (Hg.), Die Juden in Schwaben, München 2013, S. 247.
  16. http://www.statistik-des-holocaust.de/OT430313-7a.jpg (aufgerufen am 30.11.2020); Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 201.
  17. http://www.statistik-des-holocaust.de/OT430313-7a.jpg (aufgerufen am 30.11.2020); https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de850294 (aufgerufen am 30.11.2020). Laut den Akten des Landesentschädigungsamts sei Frieda Dampf am 1. April 1942 nach Piaski und dann weiter nach Auschwitz deportiert worden, siehe: BayHStA, LEA 44178. Dieser Aussage widersprechen die Deportationsliste und die Meldekarte.
  18. BayHStA, LEA 44178, EG 122016.
  19. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 201.
  20. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 139 und S. 145.
  21. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 201.
  22. Ebd.
  23. Ebd.
  24. https://de.wikipedia.org/wiki/Zuschneider (aufgerufen am 01.11.2019).
  25. StadtAA, MB Elias Dampf.
  26. Ebd.
  27. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 201.
  28. StadtAA, MB Frieda Dampf. Die bei Gernot Römer (Hg.), 2007 auf S. 201 genannte Adresse Kaiserstraße 41 ist im Meldebogen nicht vermerkt.
  29. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 201.
  30. Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019.
  31. StadtAA, MB Hedwig Dampf.
  32. Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019.
  33. https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de950211 (aufgerufen am 30.11.2020); http://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-37.jpg (aufgerufen am 30.11.2020).
  34. StadtAA, MB Berta Dampf.
  35. Ebd.
  36. Ebd.
  37. Ebd.; Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 273.
  38. StadtAA, MB Berta Dampf.
  39. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 273f.
  40. Ebd.
  41. Gernot Römer (Hg.), 2007, S. 273f.
  42. Ebd.
  43. Gemeindearchiv Buttenwiesen, E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Unveröffentlichte Quellen:

Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA)
Landesentschädigungsamt (LEA)
– 44178, EG 122016

Gemeindearchiv Buttenwiesen
– E-Mail von Dr. Johannes Mordstein, Sammlung Franz Xaver Neuner, September 2019.

Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Familienbogen (FB)
– Frieda Dampf

Meldebogen (MB)
– Berta Dampf
– Elias Dampf
– Frieda Dampf
– Hedwig Dampf
– Moritz Dampf

Meldekartei (MK) II
– Frieda Dampf

Internet:
Literatur:

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941–1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007.

Benigna Schönhagen, Die zweite jüdische Gemeinde von Augsburg 1861-1943, in: Michael Brenner, Sabine Ullmann (Hg.), Die Juden in Schwaben, München 2013.