Franz Schwarz

Geboren:
03.05.1876, Wien
Gestorben:
Todestag und Todesort nicht bekannt

Wohnorte

Augsburg, Bahnhofstraße
Augsburg, Lessingstraße 25

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
am 2. April 1942
von Augsburg
über München-Milbertshofen
nach Piaski

Biografie

Franz Schwarz wurde am 3. Mai 1876 in Wien geboren.1 Seine Eltern waren Moritz und Rosalie Schwarz, geborene Herzfeld. Die Familie des Vaters stammte ursprünglich aus Ungarn, die der Mutter aus der Slowakei. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Franz war das zweitälteste.

Seine spätere Ehefrau Anna Veith wurde am 28. Juli 1881 in Augsburg geboren.2 Ihr Vater Sigmund Veith stammte aus Steppach. Ihre Mutter Dido Lucina Loewenthal kam aus dem fränkischen Höttingen.3

Franz Schwarz und Anna Veith lernten sich in Augsburg kennen. Er kam 1897 als damals 21jähriger in die Stadt.4 Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: 1906 kam ihr Sohn Erich zur Welt. Zwei Jahre später ihre Tochter Grete Ilse.5 Die Familie wohnte in verschiedenen Wohnungen in der Bahnhofstraße, bis sie dann 1913 in die Lessingstraße 25 zog.6

Franz Schwarz betrieb eine Getreidegroßhandlung mit dem Namen „Franz Schwarz & Co“. Sie befand sich u.a. in der Jakoberstraße 38.7 Zudem war er seit 1912 Teilhaber des Großhandels für Gedärme und Gewürze „Sigmund Veith“, der sich ebenfalls in der Jakobervorstadt befand. Dieses Unternehmen führte er zusammen mit Hugo Veith, dem Bruder seiner Ehefrau.8

Im Ersten Weltkrieg diente Franz Schwarz beim Ersatz-Bataillon des Bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments No.1. Er wurde wahrscheinlich aufgrund seines Alters im März 1916 zum Proviantamt nach Augsburg kommandiert und war ab Dezember 1917 Schreibhilfe in der Depotschreibstube. Wenige Monate vor Kriegsende wurde er noch zum Offizier befördert, bevor er dann am 4. Dezember 1918 in Folge der Demobilisierung aus der Armee entlassen wurde.9

Die Tochter Grete Ilse besuchte von 1918 bis 1920 die erste und zweite Klasse der Maria-Theresia-Schule in Augsburg. Wahrscheinlich blieb sie bis zur fünften Klasse auf dieser Schule.10 Später heiratete sie einen nicht-jüdischen Mann namens Aschbauer.11 Der Sohn Erich arbeitete als Kaufmann in der Stadt und heiratete 1934 Lisbeth Obermayer. 1936 kam ihre Tochter Eva zur Welt.12

Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 nahm keiner der Betriebe, an denen Franz Schwarz beteiligt war, direkten Schaden. Als dann 1938 die Enteignungen und Zwangsverkäufe von jüdischem Eigentum mit einer Vielzahl an Gesetzen forciert wurden, war auch Franz Schwarz betroffen. So wurden unter den gegebenen Umständen im September 1938 Grundstücke der Firmen „Franz Schwarz & Co“ und „Sigmund Veith“ an einen nichtjüdischen Augsburger Kaufmann verkauft.13 Für die Firma „Sigmund Veith“ ist die Liquidation durch Akten belegt.14 In den zeitgenössischen Quellen wird der Vorgang wie folgt beschrieben: In einem Brief der IHK Augsburg vom 15. September 1938 an die Regierung von Schwaben und Neuburg ist über die Firma „Sigmund Veith“ zu lesen, dass „dieser Betrieb […], soviel wir hören, liquidiert“ wird. Am 1. November 1939 teilte die IHK Augsburg der Wirtschaftskammer Bayern mit: „Die jüdische Firma Sigmund Veith, Augsburg, hat nach unserer Feststellung keinen Nachfolger gefunden und wurde liquidiert.“15

Die Kinder des Ehepaars Schwarz konnten ihre Auswanderung aus Deutschland realisieren: Erich Schwarz betrieb, nachdem er 1937 in die USA ausgewandert war, in New York eine Seifenfabrik.16 Grete Ilse Aschbauer, geb. Schwarz wanderte 1940 auf die Philippinen aus und zog später in die USA. Die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Ehemann war 1938 aufgehoben worden.17 Die genaueren Gründe dafür sind nicht bekannt. Vermutlich spielte der seit den Nürnberger Gesetzen 1935 auf diese Ehepaare ausgeübte Druck eine Rolle.18

Im Gegensatz zu ihren Kindern gelang es Anna und Franz Schwarz nicht, noch rechtzeitig die Flucht aus dem Heimatland zu ergreifen. Sie blieben in Augsburg zurück. Franz Schwarz musste im Jahre 1940 zwei Monate Zwangsarbeit bei der Firma Schaffner Hoch- und Tiefbau in Augsburg leisten.19

Anfang April 1942 wurden Anna und Franz Schwarz von Augsburg über München-Milbertshofen in das Ghetto Piaski deportiert. Sie gelten seitdem als verschollen.20

Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die von Paula Schwald, Schülerin des Oberstufenjahrgangs 2014/2016 am Rudolf-Diesel-Gymnasium Augsburg, im Rahmen des W-Seminars „Augsburger Juden zur Zeit des Nationalsozialismus“ im Fach Geschichte erarbeitet wurde.

Angehörige
Fußnoten
  1. StadtAA, FB Franz Schwarz, 02.05.1876.
  2. StadtAA, FB Franz Schwarz, 02.05.1876.
  3. http://www.geni.com/people/Dido-Veith/6000000028831161343 (aufgerufen am 07.08.2015).
  4. StadtAA, FB Franz Schwarz, 02.05.1876.
  5. Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 346; StadtAA, FB Franz Schwarz, 02.05.1876.
  6. StadtAA, FB Franz Schwarz, 02.05.1876.
  7. BWA, K09-2115; siehe z. B. Einwohnerbuch der Stadt Augsburg, I. Teil: Einwohner, Augsburg 1932, S. 431.
  8. BWA, K09-1-7413; Gernot Römer, 2007, S. 346.
  9. BayHStA, Abt. IV Kriegsarchiv, Bd. 8678 KStR Bd. 11 (eingesehen bei www.ancestry.de).
  10. http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/pop-up-biografien-schwarz_ilse.htm (aufgerufen am 23.08.2015).
  11. Gernot Römer, 2007, S. 177.
  12. Ebd., S. 346.
  13. BWA, K09-2115.
  14. BWA, K09-2115.
  15. BWA, K09-2115.
  16. Gernot Römer, 2007, S. 346.
  17. Gernot Römer, 2007, S. 177; http://www.datenmatrix.de/projekte/hdbg/spurensuche/content/pop-up-biografien-schwarz_ilse.htm (aufgerufen am 23.08.2015).
  18. Dazu allgemein siehe Beate Meyer, "Jüdische Mischlinge". Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933-1945 (Studien zur jüdischen Geschichte Band 6; hrsg. von Monika Richarz und Ina Lorenz), 3. Aufl., Hamburg 2007, S. 24ff.
  19. Gernot Römer, 2007, S. 346.
  20. http://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-39.jpg (aufgerufen am 04.09.2015); Gernot Römer, 2007, S. 346.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Veröffentlichte Quellen:

Gernot Römer (Hg.), „An meine Gemeinde in der Zerstreuung.“ Die Rundbriefe des Augsburger Rabbiners Ernst Jacob 1941 – 1949 (Material zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, Bd. 29), Augsburg 2007, S. 177, 346.

Internet: