Dr. Adam Birner

Geboren:
06.10.1897, Altenmarkt/Landkreis Traunstein
Gestorben:
13.04.1941, Augsburg

Wohnorte

Altenmarkt/Landkreis Traunstein
Ried bei Benediktbeuren
Dillingen a.d. Donau
Fürstenfeldbruck
München
Memmingen
Neuburg a.d. Donau
Rom
Augsburg, Peutingerstraße 5
Günzburg

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

1934 Verhaftung wegen staatskritischer Äußerungen in seiner Wohnung
Dreieinhalb Wochen "Schutzhaft"

04.04.1941 Verhaftung in Günzburg und Einlieferung in das
Augsburger Gerichtsgefängnis II (Katzenstadel)

13.04.1941 Gestorben im städtischen Krankenhaus nach angeblichem Selbstmordversuch im Gefängnis

Erinnerungszeichen

Am 23. Januar 2019 wird für Dr. Adam Birner in der Peutingerstraße 5 ein Erinnerungsband angebracht.

Biografie

Dr. Adam Birner wurde 43 Jahre alt. Zehn Jahre davon hat er in Augsburg verbracht. Hier kam er zu Tode und hier ist er auch beerdigt.

Am 6. Oktober 1897 ist er in Altenmarkt im Landkreis Traunstein geboren. Sein Vater übte einen Handwerksberuf aus. Von 1909 bis 1916 besuchte er das humanistische Gymnasium in Dillingen. Anschließend arbeitete er drei Jahre lang in Fürstenfeldbruck als Sanitäter für Verwundete und Kriegsgefangene des 1. Weltkrieges. In München studierte er dann Philosophie und Theologie. Dort wurde er 1922 auch zum Priester geweiht. Während der nächsten vier Jahre konnte er Erfahrungen als Seelsorger in Memmingen, Neuburg an der Donau und in Rom sammeln.

Als er 1926 nach Augsburg kam, war er zu einer kritischen Persönlichkeit herangereift. Fünf Jahre arbeitete er hier in der Pfarrei St. Moritz als Seelsorger, weitere fünf Jahre als Domprediger. Nebenher war er an der Augsburger Handelsschule als Religionslehrer tätig und stand an der Spitze aller katholischen Arbeitervereine Süddeutschlands. Die Arbeiter und Arbeiterinnen lagen ihm besonders am Herzen.

Als die Nationalsozialisten die katholischen Arbeitervereine zerstören wollten, wurde er ein entschiedener Hitlergegner. 1934 führte er ein langes Streitgespräch mit einem ehemaligen Schüler, der inzwischen der Hitlerjugend angehörte. Nach dem Gespräch wurde ein Stillschweigen über den Inhalt vereinbart. Doch der Schüler lief sofort zu einem Parteiführer und zeigte den Pfarrer an. So kam es zur ersten Verhaftung des Dompredigers. Dr. Adam Birner hatte in diesem Gespräch, das in seiner Wohnung in der Peutingerstraße stattfand, heftige Kritik an Adolf Hitler, an Alfred Rosenberg, an Hermann Göring und an Wilhelm Frick geübt. Nach einem Monat Gefängnis kam der Domprediger wieder frei. Die Nationalsozialisten erwarteten jedoch im Gegenzug seine Verbannung aus Augsburg.

Nun wurde er Stadtpfarrer in Günzburg. Die Nationalsozialisten waren sich sicher, dass ihm Augsburg eine Lehre sein würde. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass er auch in Günzburg den Konflikt mit ihnen auf die Spitze treibt. Doch genau das geschah. Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, zeigte der Stadtpfarrer Mitleid mit jenen Völkern, die von Deutschland überfallen wurden. Immer wieder suchte er in Günzburg als Seelsorger auch das Gespräch mit katholischen Kriegsgefangenen aus Polen und Frankreich. Er hatte kein Vertrauen in deutsche Nachrichtensendungen, sondern informierte sich über die allgemeine Kriegslage durch Abhören eines englischen Rundfunksenders. Das Gehörte erzählte er dann weiter. Auch ein späterer Augsburger Oberbürgermeister fuhr heimlich immer wieder nach Günzburg, um von seinem ehemaligen Schulfreund Dr. Birner die neuesten Nachrichten zu hören und um mit ihm Formen des Widerstands zu besprechen.

Solche Verhaltensweisen waren damals mit Todesstrafe bedroht. Bald fand sich jemand, der seine Treue zum Regime dadurch unter Beweis stellen wollte, dass er Dr. Birner verriet. Am 4. April 1941 wurde der Stadtpfarrer beim Beten in der Kirche verhaftet. Dr. Adam Birner scheint gespürt zu haben, dass ihn die Nationalsozialisten ohnehin nicht mehr lange in Freiheit und am Leben lassen werden. Vor einigen Monaten hatte er bereits sein Testament verfasst, vorausahnend, dass sein Konflikt mit dem Nationalsozialismus für ihn tödlich enden wird. Anstatt sich zu verteidigen, nutzte er jetzt in Haft seinen letzten Handlungsspielraum, um den Nationalsozialismus mit einer Streitschrift frontal anzugreifen. Daraufhin brachte ihn die Gestapo am 9. April in den Augsburger Katzenstadel, um sich auf ihre Weise an ihm zu rächen. Vier Tage später war er tot. Seine Eltern durften ihn nicht im Gefängnis besuchen. Sie sahen ihn erst auf der Totenbahre – mit Folterspuren am ganzen Körper.

Gleich nach dem Tod haben die Augsburger Nationalsozialisten versucht, seinen guten Ruf mit brutalen Schlägen unter die Gürtellinie dauerhaft zu zerstören. Wir alle sind heute Zeugen dafür, dass ihnen dies nicht gelungen ist.

Albert Eichmeier