Anna Weichenberger, geb. Feichter

Geboren:
30.12.1909, Augsburg
Ermordet:
26.07.1942, KZ Ravensbrück

Wohnorte

Augsburg, Mittelstraße 2

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

KZ Ravensbrück

Erinnerungszeichen

Für Anna Weichenberger wurde am 4. Mai 2017 vor der Mittelstraße 2 in Augsburg ein Stolperstein verlegt.

Biografie
Anna Weichenberger, geb. Feichter. (VVN-BdA Kreisvereinigung Augsburg)

Anna Weichenberger wurde am 30.12.1909 als Anna Feichtner geboren und am 26. Juli 1942 im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet. Annas Ehemann Josef Weichenberger, geboren am 3.4.1911 in Friedberg, wurde von der NS-Justiz ins Zuchthaus Amberg verschleppt und bereits 1937 umgebracht.

Im Sheridan Viertel in Augsburg Pfersee wurde eine Straße nach Anna und Josef Weichenberger benannt und mit einem Zusatzschild versehen, das Auskunft über ihre Lebensdaten gibt. Auch im Ehrenhain für die Opfer des Faschismus auf dem Augsburger Westfriedhof wird mit einer Bodenplatte an beide erinnert.

Anna Weichenberger wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, und begann mit 16 Jahren in der Kammgarnspinnerei Augsburg als Textilarbeiterin. Dort war sie bis Mitte der dreißiger Jahre beschäftigt. 1932 heiratete sie den Widerstandskämpfer Josef Weichenberger und schloss sich 1933 der Untergrundorganisation „Rote Hilfe“ an, welche der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) nahestand und in der auch Annas Mann Josef aktiv war.

Die „Rote Hilfe“ wurde in Deutschland 1924 gegründet, um politisch Verfolgte und ihre Familien zu unterstützen. Schon als 25-Jährige wurde Anna zur Leiterin der Augsburger Ortsgruppe, in der 60 bis 80 Personen engagiert waren, darunter viele Frauen. Mit anderen klebte Anna Plakate und verkaufte Aufklärungsmaterial gegen die Terrorherrschaft der Nazis. Sie sammelte Geldspenden und bemühte sich um die solidarische Hilfe für Inhaftierte und Verfolgte des NS-Regimes. Ihr, und allen dort mitarbeitenden war bewusst, dass Verhaftungen, Verhöre, Gerichtsverhandlungen und langjährige Zuchthausstrafen mit anschließender Verschleppung in die Konzentrationslager zu erwarten waren, wenn die Widerstandsgruppe enttarnt werden würde. Was dann auch geschah.

Nachdem die Geheime Staatspolizei im Dienste der Nationalsozialisten gegen die „Rote Hilfe Augsburg“ ermittelt hatte, wurde Anna verhaftet. Das gleiche Schicksal erlitten während des folgenden Jahres auch fast alle anderen Mitglieder der von Spitzeln unterwanderten Gruppe, darunter auch Annas Mann Josef.

Im August 1936 wurde Anna zusammen mit weiteren Widerstandskämpferinnen und Kämpfern vor dem Obersten Landesgericht München wegen „Beihilfe zum Hochverrat“ angeklagt. Nach langer Isolationshaft sah sie dort ihren Mann, der ebenfalls angeklagt war, zum letzten Mal. Sie schrieb:

„Wir nahmen Abschied von einander. Aber niemand konnte wissen, dass es für sieben Kameraden ein Abschied für immer war … „

Josef Weichenberger war gerade einmal 26 Jahre alt, als er 1937 im Zuchthaus Amberg ermordet wurde. Die Ehe des jungen Paares war kinderlos geblieben. Anna wurde 1936 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt und in den folgenden Jahren - mit ihrer ungeheuren Trauer im Herzen - von der Augsburger Gestapo durch die NS-Gefängnisse geschleppt. Sie hatte eine insgesamt siebenjährige Haftzeit erleiden müssen und war 33 Jahre alt, als sie am 26. Juli 1942 im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde.

Der letzte freiwillige Wohnort von Anna und Josef Weichenberger war in der Mittelstraße 2 in Augsburg, wo als Erinnerungszeichen für die beiden Opfer der NS-Diktatur vor dem Wohnhaus am 4. Mai 2017 zwei Stolpersteine verlegt wurden.

Die mutige antifaschistische Widerstandskämpferin Anna und ihr Mann Josef nahmen unermessliche Erniedrigungen und Schmerzen auf sich – und waren doch stärker als ihre Feinde – weil sie etwas besaßen: Eine hohe Moral – und die Hoffnung auf den Sieg der Vernunft.

Die Biografie wurde vom VVN-BdA Kreisverband Augsburg erstellt.

Angehörige
Quellen- und Literaturverzeichnis
Veröffentlichte Quellen:

Initiativkreis Stolpersteine für Augsburg und Umgebung
(https://stolpersteine-augsburg.de/)
– Foto: Stolperstein

Internet:
Literatur:

Edith Findel, Irene Löffler und Anne Schmucker (Hg.), Augsburger Frauenlexikon, Augsburg 2006.