Feuerhausstraße 7, Augsburg
Am 6. April 1940 vom KZ Sachsenhausen ins KZ Flossenbürg überstellt. Am 17. November 1943 von dort in das Außenlager Hradischko transpotiert.
Johann Schöllhammer wurde in das Außenlager Hradischko überstellt. Dort wurden Häftlinge eingesetzt für Bauarbeiten auf dem SS-Truppenübungsplatz Böhmen mit über 30 Quadratkilometern Fläche und für den die Aushebung von Panzergräben. Johann wurde dort am 28.10.1944 erschossen. Insgesamt hat er über 4 Jahre Konzentrationslager überlebt.
Da das Außenlager kein Krematorium besaß, wurden die Leichen in das städtische Krematorium in Strašnice bei Prag gebracht. Auch hier sollten die Spuren verwischt werden, so wie in allen Orten des nationalsozialistischen Massenmordes. František Suchý war der Direktor des Krematoriums. Er widersetzte sich, gemeinsam mit seinem Sohn den Befehlen der SS. Er fertigte Abschriften der Namen, Todesdaten, Todesursachen und Einäscherungsdaten aller Ermordeten an, die die SS zu ihm brachte. Anstatt die Asche auf den Kompost zu werfen, organisierte er und sein Sohn Urnen, nummerierte diese und versteckte sie auf dem Gelände des Krematoriums. Bis zum Kriegsende blieben Vater und Sohn unentdeckt. So konnten 1946 die geretteten Urnen neben dem Krematorium feierlich beigesetzt werden. Es ist eine eigens für sie eine Stätte des Gedenkens errichtet worden.
Das Ziel von František Suchý und seinem Sohn war es die Namen der Toten dem Vergessen zu entreißen. Dafür haben Vater und Sohn Suchý ihr eigenes Leben und das ihrer Familien aufs Spiel gesetzt.
Mit anderen Worten: Vater und Sohn Suchý haben es ermöglicht, dass Johann Schöllhammer eine würdige Beerdigung erhielt. Er liegt zusammen mit den anderen Ermordeten in Prag. Es sind über 2.000 Menschen aus verschiedenen Nationen, Tschechen, Spanier, Deutsche, Polen, Russen und weitere.
Und nun, nach über 75 Jahren haben es František Suchý und sein Sohn geschafft, die Überreste dieser Menschen ihren Familien zurückzubringen.
Möge die Erinnerung an Johann, seine Gefährten und die Familie von František Suchý ein Segen sein.
Ende Oktober 1944 erschoss die SS Johann Schöllhammer auf einem angeblichen Fluchtversuch. Er wurde 26 Jahre alt. Sein Leichnam wurde im Krematorium der Stadt Prag eingeäschert. Seine Urne erhielt die Nummer 59.896.
Wie kam er in dieses Außenlager?
Am 17.11.1943 wurde er vom Hauptlager des KZ-Flossenbürg zum Außenlager Hradischko transportiert. Er kam dort lebend an und musste Arbeit im nahegelegenen SS- Truppenübungsplatz verrichten.
Und wann kam er in das KZ-Flossenbürg?
Der 22-Jährige wurde am 6. April 1940 vom KZ Sachsenhausen in das KZ-Flossenbürg in Bayern überstellt. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 1.899.
Warum wurde er inhaftiert?
Wegen angeblicher homosexueller Handlungen war er in das KZ Sachsenhausen bei Berlin eingeliefert worden und die SS stufte ihn als „§175-Schutzhäftling“ ein. Leider ist das Datum der Überstellung in das KZ Sachsenhausen nicht bekannt.
Wir wissen aber, dass er 1940 folgendes angab: „sein Vater ist Karl Schöllhammer und wohnt in Augsburg in der Feuerhausstraße Nr. 7“. Dies war wohl auch für ihn der letzte Wohnort vor der Verhaftung.
Welchen Beruf hatte er?
Er war Weber von Beruf. Zuletzt wurde er aber von der SS als Hilfsarbeiter eingestuft. Das ist nicht untypisch, denn KZ-Häftlinge sahen eine höhere Überlebenschance, wenn sie sich als Hilfsarbeiter bezeichneten.
Und wurde er hier geboren?
Er wurde am 21. Januar 1918 in Augsburg in Bayern geboren, wahrscheinlich in der Feuerhausstraße Nr. 7. Auf jeden Fall ist er bei seiner Geburt von den Eltern mit den besten Wünschen empfangen worden, so wie alle Eltern für ihre Kinder das Beste wünschen.
Und damit sind wir wieder beim Anfang, unseres Seins. Wir wollen in diese Welt hineinwachsen, glücklich sein und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Johann konnte dieses nicht. Er wurde ausgegrenzt, ins KZ gesperrt und ermordet.
Möge die Erinnerung an ihn uns dabei helfen, daß dieses Schicksal sich nicht wiederholt.
Und vielen Dank an Rainer Hoffschildt und Unai Eguia – ihre unermüdliche Arbeit bildet die Grundlage dieses Stolpersteins.
Text: Joachim Böhmeke