Roswitha Winter

Geboren:
14.01.1942, Augsburg
Gestorben:
24.04.1943, Auschwitz

Wohnorte

Augsburg, Donauwörther Straße 83
Augsburg, Kapellenstraße 30
Augsburg, Donauwörther Straße 83

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

Deportation
in das KZ Dachau
Ankunft am 11. März 1943

Weitertransport
nach Auschwitz
Ankunft am 14. März 1943

Erinnerungszeichen

Am 10. November 2017 wurde ein Erinnerungsband für die Familie Winter in der Donauwörther Straße 83 angebracht, gestiftet von der
Familie Schwarzbäcker.

Biografie

Ein Kind, das nur ein Jahr alt wurde: Das ist Roswitha Winter, geboren am 14. Januar 1942 in Augsburg. (Das Datum steht auf ihrer Meldekarte; im Hauptbuch des "Zigeunerlagers" Auschwitz ist der 14. März als Geburtsdatum angegeben, doch diese Angaben sind nicht immer zutreffend, da die Lagerschreiber nach Gehör schrieben und sich nicht selten verhörten.)

Roswitha ist das dritte Kind von Sofia Anna Winter, sie hat zwei ältere Brüder - Gabriel, geboren 1937 und Karl, geboren 1940. Wer ihr Vater ist, ist nicht bekannt. Zur Welt kam Roswitha wahrscheinlich in der Donauwörther Straße 83, wo ihre Mutter zur Untermiete wohnte. Das Baby wird katholisch getauft. Sie und ihre Familie gehören zur Minderheit der Sinti, die von den Nazis  verfolgt werden.

Eine Woche nach ihrer Geburt wird Roswitha ins Säuglingsheim der Katholischen Jugendfürsorge gebracht. Das liegt in der Kapellenstraße 30 (laut Adressbuch von 1940, und auch da ist im zweiten Dokument, das von dem Kind erhalten ist, nämlich ihrem Totenschein aus Auschwitz, ein Fehler: die Hausnummer 20).

Warum wird das Kind der Mutter weggenommen? Kann sie es nicht versorgen, ist sie überfordert? Sofia Anna Winter ist allein mit drei kleinen Kindern und vermutlich bettelarm, und auch die Verwandten, ihre Onkel Rupert und  Johann sowie ihre Großmutter Kreszenz, werden ihr nur wenig helfen können. Ihre Eltern sind beide schon seit zwei Jahren im Konzentrationslager.  Sinti-Kinder den Familien wegzunehmen, ist außerdem häufige Praxis der Behörden im NS-Staat, aber auch schon in der Zeit davor. Auch Roswithas Bruder Karl wird wenig später, im Juli 1942, aus der Familie genommen und ins Kinderheim nach Friedberg gebracht.

Laut Meldekarte bleibt Roswitha nur bis zum 19. März 1942 im Säuglingsheim. Das Baby ist also wahrscheinlich mit zwei Monaten wieder zurück zur Mutter gebracht worden.

Mit ihr, ihren Brüdern und den anderen Verwandten wird Roswitha ein knappes Jahr später deportiert. "11.3.43 nach Dachau Konz.Lager mit d. Mutter" steht auf ihrer Meldekarte. Die Familie wird im Zuge der zweiten großen Deportation von Sinti und Roma im Frühling 1943 nach Auschwitz gebracht. Die Deportation von etwa 13.000 reichsdeutschen Sinti und Roma hatte schon im Februar 1943 begonnen; jetzt, Anfang März, ist auch die  Familie von Roswitha Winter dran.

Roswitha, ihre Brüder und ihre Mutter kommen am 14. März in Auschwitz an. Das Baby bekam die Häftlingsnummer Z-3569. Im Gedenkbuch für die Sinti und Roma in Auschwitz ist sie direkt nach ihrer Mutter Sophie Winter, geboren am 14. März 1917 in Stuttgart (Häftlingsnummer Z-3568), und nach Kreszenz Winter, geboren am 16. Dezember 1853 in Hummertsried (Häftlingsnummer Z-3567), ihrer Urgroßmutter,  angeführt.

Roswitha und ihre Verwandten wurden gewiss im so genannten Zigeuner-Familienlager von Auschwitz-Birkenau untergebracht, wo wegen des Hungers, der Seuchen und der Gewalt Tausende umkamen. Roswitha starb am 24. April 1943, also schon bald nach der Ankunft im Lager, an Lungenentzündung, wie es im Totenschein heißt. Sie wurde nur 13 Monate alt.

Angela Bachmair

Angehörige
Quellen- und Literaturverzeichnis
Internet:

www.its-arolsen.org

www.auschwitz.org