Augsburg, Müllerstraße 2 ½
am 13.06.1937 Verhaftung in Augsburg
ab 11.08.1937 Haft in den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Ravensbrück
Karl Mascher wurde am 20. Juli 1896 in Bruckberg als Sohn des Steuerverwalters Karl Mascher sen. und Karolina Mascher (geb. Lurtz) geboren. Karl Mascher sen. verstarb bereits 1910. Karl Mascher verlor damit schon mit 14 Jahren den Vater und lebte fortan mit seiner Mutter in Augsburg. Karl Mascher wurde Anfang August 1916 im Rahmen des Ersten Weltkriegs eingezogen und diente beim 18. Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment bei der Schlacht an der Somme in Frankreich. Am 13. August 1916 geriet er beim Sturm auf das Dorf Maurepas in französische Kriegsgefangenschaft. Erst nach dreieinhalb Jahren wurde er wieder freigelassen und kehrte am 14. Februar 1920 nach Augsburg zurück.
Dort lebte er in der Müllerstraße 2 ½. In den Meldekarten des Stadtarchivs Augsburg wird er zunächst als Student geführt, später als „Geschäftsführer“. In den Büchern des KZ Dachau wird sein Beruf als Kaufmann angegeben. Der Beruf des Vaters lässt insgesamt eher auf ein (klein)bürgerliches Milieu schließen.
Laut der Personenkarte des Gesundheitsamts Augsburg wurde Karl Mascher am 09. Februar 1933 zu 3 Monaten Gefängnis wegen Sittlichkeitsverbrechen (Homosexualität) verurteilt. Zwar ist das Gerichts-Aktenzeichen überliefert, allerdings sind keine Details über das Verfahren bekannt. Nach Auskunft des Staatsarchivs Augsburg sind sämtliche Gerichtsakten des Amtsgerichts Augsburg vor 1945 beim Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1945 zerstört worden und damit auch die Gerichtsakte von Karl Mascher. Am 13. Juni 1937 wurde Karl Mascher in Augsburg verhaftet und am 11. August 1937 nach §175 im KZ Dachau inhaftiert. Nach Informationen des KZs Ravensbrück kam Karl Mascher bis zu seiner Ermordung nie wieder frei. Von Dachau kam Karl Mascher zwischenzeitlich ein Jahr lang nach Mauthausen, bevor er wieder in Dachau inhaftiert wurde. Am 08. April 1941 wurde er schließlich ins KZ Ravensbrück überstellt.
Nach Informationen der KZ Gedenkstätte Ravensbrück wurde er am 25. März 1942 an die SS überstellt und noch am gleichen Tag oder wenige Tage später Opfer der so genannten Tötungsaktion „14f13“. Ziel dieser Aktion war die „Entlastung des KZs von geisteskranken, behinderten und nicht mehr arbeitsfähigen Insassen“. Der genaue Todesort ist ebenfalls nicht bekannt, die Literatur spricht aber nach „Lagergerüchten, die sich auf Erzählungen von SS-Männern beriefen“ von Berlin-Buch als wahrscheinlichstem Tötungsort. Das Todesdatum im Totenschein ist frei erfunden und wurde von der SS gefälscht, um die Tötungsaktion zu vertuschen.
Michael Rill
2019
Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau
Archiv des Instituts für Nationales Gedenken in Warschau (Instytut Pamięci Narodowej, IPN)
– Nummernbuch des Männer-KL Ravensbrück (Signatur 135/GK 49)
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHSta), Abt. IV Kriegsarchiv
Kriegsstammrollen (KStR):
– Bd. 4331 KStR Bd.4
– Bd. 4161 KStR Bd. 6
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück | Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
– Auskunft von Monika Schnell am 07.05.2017 per Mail (Mitarbeiterin des Bereiches wissenschaftliche Dienste 1)
Staatsarchiv Augsburg (StAA)
– Auskunft zu den Akten des Amtsgerichts Augsburg
Stadtarchiv Augsburg (StadtAA)
Meldekarten I (MK):
– MK Karl Mascher
Personendatei des Gesundheitsamts, Kartei I (PdGesAmt)
– PdGesAmt Karl Mascher
Bernhard Strebel, Das Männerlager im KZ Ravensbrück, in: Wolfgang Benz und Barbara Distel (Hg.), Dachauer Hefte 14, Verfolgung als Gruppenschicksal, Dachau 1998.