Schmieheim
Neustadt an der Weinstraße
Augsburg, Ulmer Straße 185
Deportation
am 20. November 1941
von München-Milbertshofen
nach Kaunas (Kowno), Litauen
Der Kaufmann Karl Baumann stammte aus dem badischen Schmieheim, wo er am 28. Juli 1891 geboren wurde. Dort heiratete er am 18. Januar 1934 die ebenfalls aus Schmieheim kommende Irma Bloch, geboren am 3. Dezember 1893.1 Ihre Schwester hieß Meta Bloch und war am 21. Januar 1890 geboren worden.2 Die Eltern der Schwestern waren Hannchen Bloch, geb. Wachenheimer, und Abraham Bloch, der in der jüdischen Gemeinde von Schmieheim mehr als 45 Jahre als Kantor und Lehrer tätig war.3
Karl und Irma Baumann gründeten eine Familie: Hanna Sophie Baumann4 kam am 31. März 1935 im badischen Lahr zur Welt.
Die Familie zog am 21. September 1939 von Neustadt an der Weinstraße nach Augsburg-Kriegshaber in die Ulmer Straße 185.5 Es konnte nicht rekonstruiert werden, wann sie von Schmieheim nach Neustadt an der Weinstraße gezogen war.6 Die Wohnung in Kriegshaber wurde ihnen von dem jüdischen Ehepaar Moriz und Lydia Einstein vermietet, die in der Folgezeit noch weitere Juden in ihr Haus aufnahmen. Die Küche wurde von den Bewohnern gemeinsam genutzt und der Haushalt zusammen geführt. Ob die Einsteins von den NS-Behörden gezwungen wurden, wohnungssuchende Juden aufzunehmen, ist nicht bekannt. Durch die am 30. April 1939 verfügte Aufhebung des Mieterschutzes für Juden, die in Häusern von Nichtjuden wohnten, hatte sich deren Zahl stark erhöht. Jüdische Hauseigentümer konnten seitdem gezwungen werden, jüdische Mieter aufzunehmen.7
Karl Baumann war es aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung nicht mehr möglich, sein Gewerbe zu betreiben. Vermutlich musste er in einem Baugeschäft Zwangsarbeit leisten.8
Karl, Irma und Hanna Baumann wurden am 20. November 1941 nach Kaunas in Litauen deportiert und dort erschossen.9
Nach der Deportation der Familie wurden ihre Einrichtungsgegenstände und Möbel vom Finanzamt Augsburg-Stadt beschlagnahmt und an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) weiterveräußert.10
Dies ist ein Auszug aus der Biografie, die Anna-Katharina Beuter im Sommersemester 2014 an der Universität Augsburg erarbeitet hat. Anna-Katharina Beuter nahm am Proseminar "Nationalsozialismus in Augsburg. Verfolgungsgeschichte im Spiegel von Lebensgeschichten Augsburger Juden" von Dr. Benigna Schönhagen am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde teil.
Staatsarchiv Augsburg (StAA)
Amtsgericht Augsburg (AG Augsburg):
NA 484/1951
Bestand Wiedergutmachungsbehörde für Schwaben (W.B V):
W.B. V a 941
www.alemannia-judaica.de/synagoge_schmieheim.htm (aufgerufen am 16.06.2015)
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de837833 (aufgerufen am 01.07.2015)
http://www.mccheese.de/KiGa/namensgebung.html (aufgerufen am 08.07.2015)
http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_411120.html (aufgerufen am 17.06.2015)
http://www.statistik-des-holocaust.de/OT411120-12.jpg (aufgerufen am 17.06.2015)
Monika Müller, „Es ist ein hartes Los, das uns getroffen hat.“ Der Weg der Familie Einstein aus Augsburg-Kriegshaber (LEBENSLINIEN. Deutsch-jüdische Familiengeschichte, Band 5), hrsg. von Benigna Schönhagen für das jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, Augsburg 2012.