Clemens Högg

Geboren:
20.11.1880, Wurzach (heute Bad Wurzach)
Gestorben:
Todestag nicht bekannt, KZ Bergen-Belsen

Wohnorte

Neu-Ulm
Augsburg, Metzstraße 37/I

Letzter freiwilliger Wohnort

Orte der Verfolgung

1933 Verhaftung und Inhaftierung im Augsburger Gestapo-Gefängnis "Katzenstadel"

1933 KZ Dachau

1939 KZ Dachau und Sachsenhausen

1945 KZ Bergen-Belsen

Erinnerungszeichen

Für Clemens Högg wurde am 14. Oktober 2017 vor der Metzstraße 37 ein Stolperstein verlegt.

Biografie
Clemens Högg.

Jahrelang gefoltert in KZ-Lagern

Er gehört zu den Menschen, die ihr mutiges Eintreten für Demokratie und Humanität mit jahrelanger Folterung und schließlich mit dem Tod bezahlen mussten. Clemens Höggs Schicksal verdient deshalb unsere anhaltende Erinnerung.

Aus der Gewerkschaftsbewegung stammend – Clemens Högg erlernte das Schmiedehandwerk – und früh der SPD verbunden, war er in den Wirren der Räterepublik Bürgermeister in Neu-Ulm. 1922 initiierte er die AWO in Neu-Ulm und Augsburg, wohin er bald übersiedelte. 1927 gründete er den AWO Bezirksverband Schwaben. Von 1922 bis zur Machtergreifung Hitlers war er Bezirkssekretär der SPD in Schwaben sowie Stadtrat in Augsburg. Zudem gehörte er – mit Unterbrechungen – von 1919 – 1933 dem Bayerischen Landtag an.

Mit der Machtübernahme durch das NS-Regime begann für Clemens Högg ein schwerer Leidensweg. Der „marxistische Volksschädling“ (so die NS-Lokalzeitung) wurde verhaftet und mit über 500 Mithäftlingen im Augsburger Gefängnis „Katzenstadel“ interniert. Nach seiner Entlassung wurde im Juni 1933 durch SS-Leute ein Mordanschlag auf ihn unternommen.

Schon im August jenes Jahres ist er dann ins KZ Dachau eingeliefert worden. Dort begegnete er einem SS-Mann wieder, den er als Leiter der Augsburger SPD-Druckerei vor 1933 aus politischen Gründen entlassen hatte. Dieser – Hans Loritz – war jetzt Lagerkommandant und verfolgte Clemens Högg mit blindem Hass und schreckte auch vor Folterung nicht zurück.

Der späteren KZ-Entlassung folgten Verhöre, Beschlagnahme seines Privatbesitzes und polizeiliche Kontrollen. Als Mitarbeiter einer Handelsfirma konnte er trotz Überwachung zu der antifaschistischen Widerstandsgruppe „Revolutionäre Sozialisten“, die zumeist aus Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) bestand, Kontakte knüpfen.

Insgesamt verbrachte er sechs Jahre in KZ-Lagern. Seine Erlebnisse vertraute er einem Mitgefangenen an, der diese nach Kriegsende in einem Buch schilderte1 . Darin wird berichtet, wie Clemens Högg körperlich völlig am Ende, aber geistig ungebrochen seinen politischen Mut bei aller Verzweiflung über seine Situation behielt. In den letzten Kriegswochen wurde er mit anderen Häftlingen in Viehwaggons noch in das KZ Bergen-Belsen verschleppt, wo er im März 1945 umkam, kurz bevor die Alliierten das Lager befreiten. Sein Todestag wurde amtlich auf den 11. März 1945 festgesetzt.

In dem Buch „Freie Wohlfahrtspflege vor Ort – 70 Jahre AWO Bezirk Schwaben 1927 – 1997“ wird sein Leben und Leiden beschrieben. Außerdem erinnerte die AWO Schwaben an seinen Leidensweg in einer Publikation „Vergessen ist Schuld – Zum 50. Todestag von Clemens Högg“. In der Reihe Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben (Band 16/2004), herausgegeben von der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, ist die Vita Clemens Högg aufgenommen. Diese Publikation ist auch als Sonderdruck anlässlich seines 70. Todestags erschienen (Verlag Konrad, Weißenhorn, 2015).

Seitens des Bayerischen Landtags ist sein parlamentarischer Lebensweg online dokumentiert unter http://www.bayern.landtag.de/opfer_doku/web_gedenk_v2/ sowie als Druckversion unter http://www.bayern.landtag.de/opfer_doku/web_gedenk_v2/druck.php?id=917. In Augsburg und Neu-Ulm wurden Straßen nach Clemens Högg benannt. Außerdem erinnert eine Behinderteneinrichtung, das Clemens-Högg-Haus der AWO im Augsburger Stadtteil Göggingen, an ihn. Die AWO Schwaben wird im Rahmen ihres 90-Jahre-Gründungsjubiläums im Jahre 2017 am Sterbeort von Clemens Högg im KZ Bergen-Belsen einen Gedenkstein errichten lassen.

Dr. Heinz Münzenrieder
Vorsitzender des Präsisiums des Verwaltungsrates der AWO Bezirksverband Schwaben e. V.

Fußnoten
  1. Erich Rossmann, „Clemens Högg – Ein Leben für Demokratie und Sozialismus“. Schilderungen über sein Zusammentreffen mit Clemens Högg im KZ Oranienburg-Sachsenhausen, Manuskript, o. J.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Veröffentlichte Quellen:

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
(https://www.vvn-augsburg.de/index.htm)
Foto: Stolperstein

Internet:
Literatur:

Josef Mančal und Heinz Münzenrieder, Freie Wohlfahrtspflege vor Ort – 70 Jahre AWO Bezirk Schwaben, 1927 – 1997, Augsburg 1997.

Heinz Münzenrieder, Vergessen ist Schuld – Zum 50. Todestag von Clemens Högg, Augsburg 1995.

Heinz Münzenrieder, Clemens Högg 1880–1945, Sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, in: Wolfgang Haberl (Hg.), Schwäbische Forschungsgemeinschaft. Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Band 16, Weißenhorn 2004.

Heinz Münzenrieder, Clemens Högg 1880–1945, Sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, Sonderdruck zum 70. Todestag von Clemens Högg aus: Wolfgang Haberl (Hg.), Schwäbische Forschungsgemeinschaft. Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben, Band 16 (2004), Weißenhorn, 2015.

Erich Rossmann, Clemens Högg – Ein Leben für Demokratie und Sozialismus. Schilderungen über sein Zusammentreffen mit Clemens Högg im KZ Oranienburg-Sachsenhausen, Manuskript, o. J.